Reinhard Rakow - Sommer

Sommer

 

 

Schwärzer die Schatten nie, gähnend ihr Schlund.

Jäh stürzte Licht ab, tief in die Schluchten der Städte, und siedet;

Benommener Staub auf der Zunge, Taumel aus Hell —

 

Kläglich krepieren Motoren vor Glut.

Die Straße trägt ölglänzende Pelze,

Scharf ihr Presslufthammergestank.

 

Schweißsauer drängt́´s im Geschiebe der Gassen,

Das Papier der Anzeigenblätter, gilb und geröstet,

Deckt Krätze und Räude |: im Rausch einer brüchigen Parkbank :|

 

Treibt Brunft die Paare zusammen; sie tun es

Schnell, bis zur eig´nen Vernichtung. Ein gräuliches Etwas geht ein

An pfeifender Schwäche, Getier, auch ein Greis in der Zelle.

 

Nachts aber pulst die schreckliche Verlassenheit.

Die Bläue tobt in sich; die Stille heult auf

Wie gemartert.

 

 

aus: Reinhard Rakow, alte fabrik, Gedichte 2, Geest-Verlag 2021