Rezension zu Thomas Bartsch 'Eben nur dort'
„Eben nur dort“ ist der Gedichtband überschrieben, in dem Thomas Bartsch 70 poetische Abhandlungen – mal kurz, mal lang und temporär auch kontrastiv im Inhalt – veröffentlicht hat. Ein Werk, das eigenes Erleben und Emotionen verbal zum Tragen bringt und in seiner Wirkung eine Sammlung von Denkanstößen ist. Indem der Autor seine Eindrücke literarisch mitteilt, bezieht er Leserinnen und Leser ein in seinen individuellen, intellektuellen und emotionalen Kosmos. Eine Welt, in der sich – zumindest partiell – die Leserschaft wiederfinden kann. Der Spannungsbogen entsteht und wird gehalten durch die klare Struktur der Texte sowie die Prägnanz und Präzision der Wortwahl. Eine Reihe dieser Gedichte erschließt sich nicht unmittelbar oder gar von selbst. Nachdenken ist gefragt, permanente Aufmerksamkeit und Achtsamkeit auf die Zwischentöne, die sich in der Wahl der einzelnen Wortgruppen finden. Dabei reicht das Spektrum der Themata von Heiterkeit bis Melancholie, von Schwermut bis Aufbruch. In einigen Gedichten findet der Leser Kurioses bis nahezu Satirisches. Genannt sei hier der gehetzte Fahrer, der aufgrund von Navi-Angaben einen Zaun durchbricht, auf der Kuhweide landet – und das Navi sagt zum Abschluss: „Willkommen zu Hause“.
Thomas Bartsch bedient sich in seinen Texten immerwährend des Stilmittels einer Schluss-Sequenz. Jene ist aber kein Fazit im Sinne von „so und nicht anders“, ist keine leicht nachvollziehbare Folgerung aus dem Gedicht-Inhalt. Vielmehr ist der verbale Schlussstrich der Anstoß, den Weg der intellektuellen und gefühlsmäßigen Auseinandersetzung mit dem gelesenen Text zu beschreiten. „Eben nur dort“ ist alles andere als eine seichte (Bett-)Lektüre; die Gedichte schärfen Sichtweisen, auf persönliche, aber auch auf aktuelle gesellschaftliche Strömungen und Tendenzen, ohne im mindesten belehrend zu wirken. Diesen Gedankengängen kann sich niemand entziehen in einer Zeit, in der viele meinen, in Google stets eine Antwort zu finden. Letztendlich muss der Mensch seine eigenen Entscheidungen treffen. Wie die aussehen könnten, darauf geben die Gedichte von Thomas Bartsch mal mehr, mal weniger zarte Hinweise. Wobei sich der Lyriker auf den 90 Seiten als ein wacher Geist mit Empathie erweist.
Andreas Stolz, Autor Cellesche Zeitung und Gifhorner Rundschau