Rieke Siemonn - es wird gleich halb vier

es wird gleich halb vier, wie jeden tag, meistens sogar zweimal. noch ist es dunkel, mit pech wird es irgendwann hell. ich starre die uhr an, bis der sekundenzeiger bei der großen drei steht. im takt schmeiße ich meine beine aus dem bett und falle hinterher, direkt in meine hausschuhe. ich mag barfuß lieber. die kaffeemaschine erzählt mir einen witz und muntert mich auf, die tasse verspricht jemandem einen guten tag, ich weiß nicht, wem, jedenfalls nicht mir. gehe aus dem fenster und öffne die augen. drinnen fange ich an mit der arbeit. ob das wohl alle so machen? vermutlich, wie sonst. woher sollen sie das sonst haben, wissen und können. das geheimnis von erwachsenen, das einem niemand erzählt, weil man es selbst herausfinden muss. ich klappe den laptop auf und heize den ofen vor. backe mir worte für den tag, worte und vielleicht sogar sätze. sonntags auch ein lächeln, manchmal klappt es. die anderen können das besser, einfach so. essen morgens mehr worte, mehr lächeln, mehr sätze, bis sie geschichten werden aus viel ja und sehe ich auch so. ich übe mein nicken. ach so. schneide mir eine scheibe gespräch ab und kaue langsam, siebenundzwanzigmal.