Russlanddeutsche AutorInnen stellen sich geschrieben und gelesen vor: 14. März - Nora Pfeffer

Im Rahmen der Reihe 'russlanddeutsche AutorInnen stellen sich vor', die in Zusammenarbeit mit Wendelin Mangold entsteht,  stellen wir heute die Autorin Nora Pfeffer vor:

(hier können Sie das Gedicht Pfeffer auch in gesprochener Form hören, einfach klicken)

 

Nora Pfeffer

Abschied

Bleierne Schrotkörner
trommelt das Wolkengrau
monoton
aufs schlafende Meer.
Fröstelnd erschauert es -
prickelnde Gänsehaut . . .
Und der Abschied -
unsäglich schwer.


Trostlos die Nacht bricht ein.
Letztes Beisammensein
und
Vertrauen —
tiefer denn je.
Und jeder Augenblick
läßt seine
Spur zurück:
Hohes Glück aus bebendem Weh.

Noch einen
Augenblick,
noch einen Augenblick
in der Welt -
nur ich und du .
. .
Gäb's keinen Abschied mehr,
gäb's auch kein Wiedersehn,
doch
die Kehle
schnürt sich mir zu.

 


PFEFFER, Nora

geb.
31.12.1919 Tiflis/Tbilissi (Georgien), Dichterin und Nachdichterin. Aus
einer Lehrerfamilie, nach der Schule Studium an der Pädagogischen
Hochschule Tiflis und anschließend Hochschullehrerin, zwischendurch
musikalische Ausbildung und Fernstudium am Fremdspracheninstitut Moskau,
verhaftet und 1943 verurteilt zum GULag Dudinka im Hohen Norden und
verbannt nach Nordkasachstan bis 1952, ab 1953 Studium an der
Fremdsprachenhochschule Alma-Ata und von 1956 Dozentin daselbst und
gleichzeitig Ansagerin am deutschen Rundfunk, von 1970 am Deutschen
Verlag, nach der Pensionierung in Moskau bei der deutschen Zeitung
„Neues Leben", seit 1992 in Deutschland (Köln). Bekannt als feinfühlige
Kinderbuchautorin, tiefsinnige Lyrikerin und erfolgreiche Nachdichterin.
Trotz harter Schicksalsschläge ist sie nicht vergrämt und verbittert.
Hunderte ihrer Texte wurden m Dutzenden von Sammel- und Einzelbänden
veröffentlicht. Sie schreibt auch literaturkritische Skizzen und
Aufsätze.
Ausgaben: Nicht nur heulen über Beulen, Alma-Ata 1968; Otars
Entdeckungsreise, AJma-Ata 1971; Vom Blöken, BeJJen und BrüJlen,
(Plaudereien über die Sprache, Sprachspiele), Alma-Ata 1972; Sonnenregen
(Lieder in Zusammenarbeit mit dem Komponisten Oskar Geilfuß), Alma-Ata
1973; Viele gute Kameraden, Alma-Ata 1974; Mick, das Äffchen, Alma-Ata
1976; Fracki, der Kaiserpinguin, Alma-Ata 1978; Meister Hase ist
Friseur, Alma-Ata 1981; Jahresringe, Alma-Ata 1984; Zeit der Liebe
(Gedichte), Moskau 1998 u. a.