Schreibtipp: Noch einmal Beugung des Adjektivs
Adjektivbeugung II
Meist wenden wir diese komplizierte Regel unbewusst richtig an. Problematisch wird es, wenn das Adjektiv sehr weit weg vom Artikel steht: zu dem von allen Anwesenden mit großer Begeisterung angenommenen (oder: angenommenem?) Vorschlag.
Hier hilft es, einfach alles, was dazwischensteht, in Gedanken wegzulassen: zu dem angenommenen Vorschlag. Dann sieht man klarer und wählt die richtige Endung, hier die schwache auf -en.
Ebenfalls schwierig wird es, wenn die Wortart nicht eindeutig bestimmbar ist. Nach dem bestimmten Artikel, dem Demonstrativpronomen dieser, diese, dieses und dem Possessivpronomen mein, dein etc. wird das Adjektiv stets schwach gebeugt. Mehrere Adjektive, die ohne Artikel aufeinanderfolgen, haben die starke Endung (von ungeheurer, überwältigender Größe).
Doch es gibt einige Wörter, die sich den Schubladen der Wortarten erfolgreich entziehen. Dazu zählen z. B. aller, einiger, etlicher, mancher, sämtlicher, solcher, vieler. Diese Wörter werden auch als artikelähnliche Adjektive bezeichnet, denn sie verhalten sich, zumindest was die Beugung des folgenden Adjektivs angeht, mal wie Artikelwörter, mal wie Adjektive.
In der Praxis stört diese Flatterhaftigkeit gewaltig, denn sie trägt zur Verunsicherung der Schreibenden bei. Heißt es nun manche interessierte Leser oder manche interessierten Leser? Die gute Nachricht: Meistens sind beide Formen richtig, so auch hier. Die schlechte: Welche Form nun empfohlen wird oder welche häufiger auftritt, das lässt sich in der Regel nur mit einem Blick ins Wörterbuch klären.
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