Schreibtipp: Steigerung von Adjektiven auf -ös und -los



 

Wenn etwas mit Fett, Vorzeichen, schlechten Sternen oder Skrupeln versehen ist, kann es das naturgemäß mehr oder weniger sein. Insofern sind die entsprechenden Adjektive auf -ös in der Regel ohne Weiteres steigerbar: Im Schnitt sind die Amerikaner noch adipöser als die Europäer. Wer aber ist am adipösesten? Ebenso: Die Entwicklungen in den Finanzmärkten sind ja anerkannt desaströs. Experten halten aber desaströsere für durchaus denkbar, wenn nicht für wahrscheinlich.



Ganz unüblich ist es aber, Vergleichsformen von Adjektiven zu bilden, die eine an sich unveränderliche Qualität bezeichnen: einzig, endgültig, mündlich, dreieckig, unsterblich usw. Zu diesen nicht steigerbaren Adjektiven gehören viele der Adjektive auf -los, vor allem, wenn sie eine ganz konkrete Bedeutung haben: ärmellos, bargeldlos, arbeitslos, randlos, abflusslos, kinderlos, obdachlos, zahnlos usw. oder eben auch alternativlos.

 

Aber auch die Adjektive mit dem Suffix -los können gelegentlich gesteigert werden, zum Beispiel dann, wenn sie eine abstrakte Bedeutung haben: Ahnungsloser könnte man nicht sein. Disziplinloser geht es nicht. Oder eine übertragene: Das war die fruchtloseste Lehrveranstaltung aller Zeiten. Leblosere Ausschusssitzungen habe ich noch nicht erlebt.

Die gleichen Adjektive, die übertragen steigerbar sind, sind es aber nicht, wenn sie ganz konkret gebraucht werden. Also nicht: Omas Apfelbaum ist ja dieses Jahr noch fruchtloser als unserer.

 

aus: www.duden.de/newsletter.