Svea Marie Sieve . Ohne Staffelei

Ohne Staffelei

Still leben, in Ruhe, Vernunft, in Farben vielleicht?
Ich weiß nicht.
Ich setze den Pinsel auf die Haut und lebe. Lasse meine Haut sein, was sie ist – eine Hülle, die geschmückt sein will.
Ich setze die splitternden Holzenden auf mein Gemüt und halte darin fest, was Knete nie bewahren könnte.
Ich lege mich auf meinen Teppich und drücke die Farben in die Fasern hinein. Staub fixiert sie und ich gehe davon.
Wenn die Haut unter meinen Farben langsam zu durch-scheinend wird, wenn ich Transparenz annehme, dann wer-de ich eines Kindes Kinds Nachtlicht sein, mit allen Mustern meines stillen Lebens, und das kleine Wesen hält sie, kopiert sie, setzt sie fort und beendet sie für sich. Es wird ein buntes Nachtlicht sein, aber das Stillleben, das bleibe ich.
Ich male mir ein Leben und still ist es nicht, aber ich male ja auch nur und lügen kann jeder, ich besonders gut.
Lügen leben, aber still, und Lügen malen in den kräftigsten Tönen, so wie ein Kindes Kind einer war.