Thomas Rackwitz - REQUIEM (Sonett am Donnerstag, 02.03)
Thomas Rackwitz
REQUIEM
XIII
im traum, der dich nicht schlafen lässt,
den du noch kennst aus heißen sommertagen,
hörst du den letzten überrest
der arktis tief im herz des kaulbarschs schlagen.
er kreist seit jeher um die gleiche stelle
und schert sich wenig um den eignen meridian
und deines schädels einst so weiche fontanelle.
nun treibst du sanft in seiner umlaufbahn
als asche blind im meer verstreut
(dein spiegelbild verließ die atmosphäre).
hältst du die grenze zur vergangenheit.
dein leib ist zur unkenntlichkeit verbrannt.
doch fügt zusammen sich die leere.
das meer, es liest den toten aus der hand
(aus: neophyten, Mitteldeutscher Verlag 2020)