Und so geht es miteinander - der Roman geht in die Fertigstellung - Premierentermin
Die Schüler und Schülerinnen der 10. Klassen der Realschule Emstek haben zusammen mit dem Team vom Geest-Verlag und den Klassenlehrern ein Schreibprojekt durchgeführt, an dessen Ende in wirkliches Buch steht, das am 21. Mai um 18.00 Uhr seine Premiere in der Emsteker Oberschule erleben wird.
Ein Buch, das viel mit den Schülern selbst, mit ihren Eltern und Großeltern, mit ihrer Geschichte zu tun hat. Sie wollten in ihrem Schreiben versuchen zu verstehen, wie ihre Großeltern und Eltern gelebt, welche Kommunikationsmittel sie benutzt haben, wie sind sie miteinander umgegangen sind.
Diesmal haben sie das nicht abstrakt und wissenschaftlich gemacht, sondern sie haben das auf der literarischen Eebene versucht. Beim Schreiben sind sie in ihre Rollen geschlüpft, haben versucht, so zu denken, wie Eltern und Großeltern gedacht und gefühlt haben haben.
Aus den vielen kleinen Puzzlestücken entstand so ein Roman, die die SchülerInnen jetzt präsentieren werden
Premierentermin: 21. Mai
Probentermine: 7. Mai
(Beispieltext aus den 50er-Jahren)
Schnee, 7.00 Uhr, Kirche. Kaum befestigte Straßen – Schulbusse gibt es zu dieser Zeit noch nicht – Holz-schuhe, keinen Mantel, eine alte Filzjacke, speckig und dreckig. Auf Schule habe ich keine Lust, aber ich freue mich, weil ich, Michael, nach den Ferien endlich alle meine Freunde wiedersehe.
Es ist ein verdammt verschneiter, eiskalter Morgen. Ich laufe seit 15 Minuten durch den tiefen Schnee. Es sind minus 30 Grad und meine Füße sind tiefgefroren. Ich bin nun schon das meiste des Weges gegangen. Erst jetzt fällt mir ein, dass ich das Torfstück vergessen habe, das jeder zum Heizen mit in die Schule bringen muss. Jetzt muss ich den ganzen Weg noch mal zurücklaufen und vor allem muss ich mich beeilen, weil ich sonst zu spät zur Schule komme.
Zu Hause angekommen, nehme ich mir rasch ein Torfstück und mache mich schnell wieder auf den Weg zur Schule. Dort gebe ich mein Torfstück ab und wir stellen uns in Zweierreihen, getrennt nach Klassen, getrennt nach Jungen und Mädchen auf, um dann auf Erlaubnis des Rektors, der uns nach den Ferien willkommen heißt, gemeinsam unsere vier Klassenräume zu betreten. Immer zwei Schuljahre zusammen. Aber inzwischen gibt es hier in Emstek so viele Kinder, dass es bald acht Klassen geben soll.
Der Morgen ist wie immer langweilig. Es ist nicht so schwierig für mich, dem Unterricht zu folgen. Aber eigentlich weiß ich alles, was uns unser Lehrer er-zählt.
Am Nachmittag muss ich ein wenig Heu als Futter für die Kühe vom Heuboden holen und noch Rüben schneiden. Das Futter wird langsam knapp für die Tiere.
Am frühen Abend nach dem Melken sitze ich mit meiner Familie in der Küche und wir hören gemeinsam Radio. Ein ganz neuer Blaupunkt. Auf einmal höre ich einen Bericht, dass es zu wenig Arbeitsplätze in Berlin gibt. Da steht für mich fest: Ich muss nach der Schule nach Berlin! Raus hier aus Emstek, weg vom Hof. Ich weiß zwar nicht, wo sich Berlin genau befindet, aber ich will eine Ausbildung zum Handwerker anfangen. Aber ich muss zunächst jemanden finden, der mir erklärt, wo Berlin liegt. Wen könnte ich denn mal fragen? Am besten jemanden, der vertrauenswürdig ist und sich in Deutschland auskennt. Am besten frage ich meinen Vater. Er ist zwar Bauer, aber er kennt sich gut in Deutschland aus.
Nu wenige Wochen später erlebe ich in der Schule mein eigenartigstes Erlebnis. Auf meinen letzten Schultag habe ich mich schon sehr gefreut. Nicht nur, weil ich ziemlich gute Noten habe, sondern auch, weil ich jetzt nach dem Schulabschluss von allen als erwachsen wahrgenommen werde.
Die meisten aus meinem Jahrgang kommen mit einer ziemlich schlechten Laune zur Schule. Voller Freude gehe ich in meine Klasse und setze mich in meine Bank. Ich warte gespannt auf mein Zeugnis. Als ich dann mein Zeugnis sehe, bemerkte ich sofort, dass dort was falsch ist. Der Lehrer hat sich bei der Mathenote vertan. Er hat mir gesagt, dass ich eine 2 bekomme, aber es steht eine 3 drauf. Ich gehe also zum Lehrer und mache ihn auf den Fehler aufmerksam. Doch er will den Fehler nicht wahr haben und fühlt sich direkt angegriffen. Er sagt in strengem Ton, dass er sich gar nicht irren könne. Ich will keine Schläge, also gebe ich mich mit der 3 zufrieden. Die 3 in Mathe beschäftigt mich noch den ganzen Tag, aber irgendwann beschließe ich, nicht mehr darüber nachzudenken. Trotzdem überlege ich am nächsten Tag, zum Mathelehrer zu gehen, um ihn noch mal darauf anzusprechen. Aber ich traue mich nicht.