Wendelin Mangold erhielt den Preis 'Flucht, Vertreibung, Eingliederung' der Hessischen Landesregierung
Bereits zum zweiten Mal hat die Hessische Landesregierung den Preis „Flucht, Vertreibung, Eingliederung“ verliehen. In diesem Jahr gab es zwei Preisträger. Die Jury hat entschieden, Dr. Wendelin Mangold mit einem Preisgeld in Höhe von 5.000 Euro für sein schriftstellerisches Werk auszuzeichnen. Außerdem erhielt die Stadt Wetzlar die mit 2500 Euro dotierte Auszeichnung für ihre Einrichtung „Patenschaft für das ostdeutsche Lied“. Der Preis zeichnet literarische und kulturelle Arbeiten aus, die das Thema Vertreibung und Aussiedlung von Deutschen als Folge des Zweiten Weltkrieges sowie der deutschen Kultur der Vertreibungsgebiete behandeln. Im Rahmen des Volkstumsnachmittags des Bundes der Vertriebenen überreichten der Hessische Ministerpräsident Volker Bouffier und der Hessische Sozialminister Stefan Grüttner den Preis heute beim Hessentag in Kassel.
Charta der deutschen Heimatvertriebenen
Anlass ist die Verabschiedung der Charta der deutschen Heimatvertriebenen vor über 60 Jahren. „Die Charta der deutschen Heimatvertriebenen aus dem Jahr 1950 ist ein Dokument von hoher zeithistorischer Bedeutung. In der Charta haben die Heimatvertriebenen damals auf Rache und Vergeltung verzichtet, obwohl der Schmerz über den Verlust der Heimat noch frisch war. Gleichzeitig haben sich die Vertriebenen seinerzeit für ein geeintes Europa ausgesprochen“, so Ministerpräsident Bouffier. Die Geschichte Hessens sei gerade mit dem Schicksal eines großen Teils der Russlanddeutschen eng verknüpft. „Durch diese Bevölkerungsgruppe wurde und wird das kulturelle, wirtschaftliche und soziale Leben in Hessen bereichert. Damit dies nicht aus dem Blickfeld gerät, sollen hervorragende kulturelle, literarische oder wissenschaftliche Arbeiten gewürdigt werden“, so der Hessische Sozialminister Stefan Grüttner.
Preisträger: Dr. Wendelin Mangold und die Stadt Wetzlar
Dr. Wendelin Mangold hat sich insbesondere mit seinem Theaterstück „Vom Schicksal gezeichnet und geadelt“ um die Vermittlung der Geschichte der Vertriebenen verdient gemacht. Das Theaterstück stellt die 250-jährige Geschichte der Deutschen aus dem Wolgagebiet nach von der Anwerbung in Büdingen bis zur Verschleppung nach Sibirien und dem schwierigen Anfang in der neuen Heimat in Deutschland. Das Theaterstück eignet sich besonders als Arbeitsmaterial an Schulen sei es für Theatergemeinschaften oder für den Deutsch- und Geschichtsunterricht.
Wendelin Mangold
VOM SCHICKSAL
GEZEICHNET UND GEADELT
Tragikomödie
(zum 250. Jahrestag der Ansiedlung
der Deutschen an der unteren Wolga)
Mit einer Einführung von Alfred Büngen
und einem Nachwort
von Andreas Peters
Geest-Verlag 2012
ISBN 978-3-86685-372-0
76 S., 10 Euro
Das Theaterstück stellt die 250-jährige Geschichte der Russlanddeutschen an der Wolga dar. Das Los dieser Volksgruppe ist trotz des errungenen Erfolgs von bitteren Schicksalsschlägen gezeichnet: Enteignung und Säuberung, Erniedrigung und Verfolgung, Deportation und Vertreibung. Das Theaterstück schlägt einen Bogen von der Auswanderung bis zur Rückwanderung. Mangold wählt dabei bewusst die Form der Tragikomödie, verbindet also tragische und heitere Momente, um die Grundzüge des Denkens und Fühlens der Menschen besonders hervorzuheben und um die Zuschauer nicht im Tränenmeer des Leids der Russlanddeutschen zu ersticken. Er verfolgt mit origineller und überraschend unkonventioneller Darstellungsweise die kontinuierliche Erosion der deutschen Sprache und Kultur der Russlanddeutschen infolge der äußeren zeitgeschichtlichen Umstände, den unvermeidbaren Prozess der Rus-sifizierung. Das Einzige, das als harter Kern des Russlanddeutschen bleibt, ist der Glaube.
Wendelin Mangold wurde in der ehemaligen Sowjetunion geboren, wo er gelebt, gearbeitet, studiert und viele Jahre danach Deutschlehrer ausgebildet hatte, bis er 1990 nach Deutschland übersiedelte und anschließend 17 Jahre bei der Seelsorge für Spätaussiedler als Sozialarbeiter tätig war. Somit war er doppelt von der Aussiedlerproblematik be-troffen: als Person selber und durch die langjährige Betreuung seiner Landsleute. Die Gefühlslage der Aussiedler ist ihm daher besonders vertraut.
Seine besondere Begabung, kreativ, wortwitzig und originell zu schreiben und sich sprachlich, in-haltlich und formbewusst auszudrücken, macht den Reiz seiner Texte aus.