Wendelin Mangold mit Gedanken zum Luftozean
Wendelin Mangold
LUFTOZEAN
Dass wir auf dem Grund des Ozeans
leben, hat wohl noch niemand bemerkt,
denn auch Fische wissen nicht, dass sie
ausschließlich im Wasser existieren,
hängen sie erst am Fischerhaken oder
verfangen sie sich in Reuse, im Netz,
zappeln sie und schlagen aus letzten
Leibeskräften und schnappen nach –
nein, nicht nach Luft, wie unsereiner,
sondern nach Wasser, so lebenswichtig
als Trink- und Kochwasser, Bewässerung,
so gefährlich als Überflutung, Tsunami.
Leben wir nicht auf dem Grund des Ozeans
und sind wir nicht eine Art Fischwesen, die
senkrecht gehen, sind die Pflanzen und Bäume
nicht aller Art geheimnisvolle Algen und
sind nicht unsere Bauten Korallenriffe,
unsere Häuser und Willen nicht Krebspanzer?
Und lassen wir uns nicht treiben von Strömen,
die orkan- und zyklonartig alles durchwirbeln?
Und sind nicht wir Menschen das, die denselben
Ozean stets verunreinigen, verschmutzen,
vergiften und somit lebensfeindlich machen?
Wenn Fische ohne Mühe an die Wasseroberfläche
kommen, und manche, wie Delfine, das gar brauchen,
so schaffen wir Menschen das ohne modernste Vehikel
nicht - die Luft zu dünn und der Raum lebensfeindlich.