Weserkurier berichtet über den Heuerjungen Fiet



Drittklässler schreiben Buch

19.11.2015 0 Kommentare

Geschrieben von Schülern aus den dritten Klassen der Comenius-Schule Berne und der Grundschule Ganspe, unter der Leitung von Geest-Verlagsleiter Alfred Büngen und begleitet von den Lehrerinnen Ute Langner, Beate Petter (Ganspe), Martina Ladberg und Gundula Dreihsig (Berne) ist ein Buch entstanden, das sich dem Leben in den 1950er-Jahren widmet. Einer Zeit also, als der Krieg gerade vorbei war und Kinder noch ganz andere Sorgen hatten, als auf das nächste Posting in einem sozialen Medium zu warten.

In einzelnen Lesungen werden die Schülerautoren ein überaus detailreiches und zeitgeschichtliches Kaleidoskop der 1950er-Jahre in Berne und Ganspe am Deich zeichnen. Im bitterkalten Winter gibt es willkommene Wärme. Vom Torfstich in offenen Feuerstellen oder dem – vielleicht gestohlenen – Holzscheit im Ofen. Die Bekleidung ist selbst gestrickt, Kleider zum Wechseln gibt es keine. Die Mahlzeiten sind karg. Wer eine eigene Kuh besitzt und täglich frische Milch zu trinken hat, darf sich glücklich schätzen.

Außerhalb der Schule helfen Kinder mit im Haushalt, beaufsichtigen Geschwister, suchen Holz, versorgen Vieh. Wenn das Wetter besser wird, arbeiten sie auf dem Feld. Fiet als Heuerjunge, also als Sohn eines der ärmsten der armen Bauern, weiß davon ein Lied zu singen.

Das Buch handelt von Kindern, die neben Arbeit und Schule noch Zeit haben, zu spielen. Allerdings Spiele, die nichts kosten: Murmeln, Gummihüpfen, Fangen und Verstecken, Räuber und Gendarm. Spiele, die im Buch ausführlich beschrieben werden und die heute kaum noch ein Kind kennt. Die Drittklässler haben sich ihr Wissen über diese Zeit durch Gespräche mit Großeltern, Eltern und Lehrern, aber auch durch Befragungen von Zeitzeugen angeeignet. Daraus wurden fantasiereich Ideen zu Fiet und seinen Freunden entwickelt, weitere Personen erfunden und Handlungsstränge ausgedacht. Oft waren die Erkenntnisse für die Drittklässler überraschend: Damals gab es keinen Fernseher? Zur Schule musste man laufen? Der Lehrer durfte die Schüler schlagen?

Den Kindern, sowohl denen, die dieses Buch geschrieben haben, als auch denen, die dieses Buch lesen werden, wird damit eine Zeit und eine Gesellschaft näher gebracht, die es heute kaum noch gibt. Die Erwachsenen werden während der Premierenlesung vieles entdecken, was sie selbst noch erlebt oder wovon sie gehört haben. Die Texte vom „Heuerjungen Fiet“ lassen sicherlich auch Fragen aufkommen. Beispielsweise wann wir eigentlich so reich wurden, dass wir unsere Kinderspiele und die unserer Eltern vergaßen?

Es ist das erste Mal, dass die beiden Berner Grundschulen bei so einem Vorhaben zusammengearbeitet haben. Das entstandene Buch, ein Projekt der fünften Berner Bücherwochen, erscheint im Geest-Verlag Vechta, hat circa 110 Seiten und kostet zehn Euro. Im Anschluss an die Premiere werden die Schülerautoren die Bücher signieren. Der Eintritt zur Premiere ist frei, eine Anmeldung nicht erforderlich.

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