Wolfgang Rinn - Sehnsucht (Sonett am Donnerstag, 27.04.2023)
Wolfgang Rinn
Sehnsucht
Ich weiß, du selbst bist niemals dort gewesen,
und doch hat hingezaubert deine Hand
in zarten Farben, die aus deinem Wesen
entsprungen sind, ein lichtes, helles Land.
Wie mögen dir der Sehnsucht weite Räume
von licht durchflossenen Gestalten glühn,
die aus dem Urgrund deiner Kindheitsträume
nun einem fernen Land entgegen blühn?
In weit geschwungnem Bogen fließt ins Meer
ein flacher Strand, gleich einer sanften Welle,
von weither kommend, um an solcher Stelle
sich hinzugeben, und das umso mehr,
als dieser Augenblick die Schwelle kündet,
wo Sehnsucht ihre wahre Heimat findet.