Zaza und der Zirbelzottel erhält Prädikat 'Besonders empfehlenswert' der Arbeitsgemeinschaft Jugendliteratur und Medien der GEW

Die Arbeitsgemeinschaft Jugendliteratur und Medien der GEW verleiht dem neuen Kinderbuch von Ziamk Büchel Zaza und der Zirbelzottel das Prädikat sehr empfehlenswert.

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Aus der Begründung

Zaza verschwindet in ihre Zufluchtshöhle, den alten Schuppen. Dort denkt sie sich noch mehr in Rage. Nein, entschuldigen wird sie sich gewiss NICHT! Und auf die Kirmes wird sie sowieso gehen, da soll der Papa mal versuchen, sie daran zu hindern! Die Tränen kommen ihr vor Wut, die aber sofort abklingt, als Zaza ein Geräusch - wie von einer Ratte verursacht - hört, und beinahe hätte sie den kleinen Zirbelzottel mit dem Namen Zopazuti Ziesel Zentenar unter dem Blumentopf erschlagen. Dass seine "reifen" Zotteln als Wunscherfüller gelten, kann Zaza ja nicht ahnen, aber sie macht dennoch weiter, obwohl sie weiß, dass diese Wünsche ausgesprochen unfair sind, denn sie verunstalten ihre Mutter, Vater und Lulu.
Doch die reagieren gar nicht entsetzt wie Zaza selbst, sie scheinen mit ihren neuen körperlichen Attributen sogar ganz zufrieden zu sein. Zaza versteht die Welt nicht mehr! Und als auch noch die typischen Gaffer ihre Familie lächerlich machen wollen, da bricht es aus Lulu heraus und sie vertreibt diese schrecklichen Menschen. Ihr Vater erkennt das als Entschuldigung an - und zeigt noch ein ganz anderes Verständnis.

Eine witzige und zugleich moralische Geschichte hat Simak Büchel geschrieben, die sich dem Zorn des Mädchens verbunden fühlt. Die Sympathien des Autors sind auf der Seite von Zaza, obwohl ganz deutlich wird, dass ihr Verhalten im Rahmen der Familie / der Gesellschaft nur kurzzeitig geduldet werden kann. Die Entwicklung der Geschichte ins Fantastische gibt Zaza aber eine Chance, ihr Fehlverhalten einzugestehen ohne es explizit zu sagen und - vor allem - ohne ihr Gesicht zu verlieren. Das sollten sich erziehende Eltern einmal hinter die Ohren schreiben!
Den Vater charakterisiert der junge Autor und Familienvater eher schwach, gibt ihm in seiner Schürze und der Art der Ansprache an seine Tochter ("… oder magst du ausgelacht werden? Mh?") die Attribute eines Mannes, den man vor einiger Zeit als "Versteher" oder, schlimmer, als "Weichei" betitelte. Etwas blass bleibt das Geschwisterkind Lulu, das offensichtlich nicht hören kann und deshalb von Zaza mit Hilfe des Zauberspruchs und der Zauberzottel mit großen Elefantenohren bedacht wird. Sie dient als Transporteur der Botschaft, dass es ziemlich schwierig, sogar unmöglich ist, einmal Gesagtes wieder Ungesagt zu machen.

Wie lächerlich ein Zirbelzottel (von hinten) aussieht, nachdem er seinen ersten reifen Wunschzottel abwarf, sieht man auf Seite 13. Simak Büchel hat seiner Geschichte kleine schwarz-weiße Bilder hinzugefügt, die dem Text noch einmal in eine neue Dimension hinzufügen. Die Bilder sind jedoch so zurückhaltend, dass sie den Wörtern nichts wegnehmen oder versuchen, diese zu verdoppeln: gerade das rechte Maß. Den Wörtern aber gibt Büchel einige fast vergessene Formulierungen ("eine Schnute ziehen") und einige neu (sie "spinkste durch das Fenster", das Kind "giggelte".)

Nicht nur wegen der Moral sehr lesenswert.