Späte Ehrung für Karl Seemann

Nordhorn (aus den Grafschafter Nachrichten)

11.06.2009

Eine Rose für Karl Seemann

Lyriker wird geehrt

gn
NORDHORN. Im Rahmen ihrer alljährlichen bundesweiten Rosenaktion werden
die Nordhorner „Literaturlandschaften“ am Sonnabend, 13. Juni, mit
einer Rose an den ehemaligen Bentheimer Lyriker Karl Seemann erinnern.
Der 2001 verstorbene Bentheimer gilt über die Grafschaft hinaus als
bedeutender Vertreter der literarischen Richtung des Expressionismus,
einer Spielart und Epoche der Literatur, die sich der „Kunst des
Ausdrucks“ verschrieben hat. Regionale Angehörige des bundesweit
tätigen Vereins, dessen Mitglieder an diesem Tag in vielen Orten
Deutschlands Rosen auf Dichtergräber legen, treffen sich um 15 Uhr in
Bad Bentheim am reformierten Friedhof an der Ochtruper Straße.

„An jenem Vormittag gelang mir auf Helpers Höachte die Erfindung der
Wörter“, berichtete Karl Seemann in Gesprächen über seine Geburtsstunde
als Dichter. Auf dem Weg zur Schule nach Nordhorn war dem 1928 in
Rheine geborenen und in Bentheim aufgewachsenen späteren Lyriker nach
eigenem Zeugnis jene „alles Künftige prägende Berührung“ an einem
Vormittag widerfahren.

Die Magie der Wörter bestimmt seitdem das Denken des künftigen
Bankkaufmanns. In den ersten Nachkriegsjahren tritt er neben anderen
mit Ingeborg Bachmann bei Lyrikwettbewerben auf. Doch während seine
Begleiterin in den kommenden Jahren in die Riege der bedeutendsten
Lyriker Deutschlands aufsteigt, „flog er raus“, wie er nie ohne ein
bitteres Lächeln bis ins Alter formulierte. Die Region verdankt Karl
Seemann wunderschöne Verse. „Hesingen, Hügelland, / Himmel aus
kochendem Glas“ beginnt eine Hommage an die Niedergrafschafter
Landschaft. In der Trauerpredigt ehrt Pastor Hans-Jürgen Schmidt im
August 2001 den Toten mit der Verlesung einiger seiner Gedichte.

Im Anschluss an die Rosenehrung auf dem Friedhof wird Karl Koch nach
einer kleinen Exkursion zu „Helpers Höachte“ (heute mit dem
Straßenschild „Helpers Höhe“ gekennzeichnet) im Quendorfer Landhaus an
der Schüttorfer Straße bei Kaffee und Kuchen unter dem Seemann-Titel „O
Leben! Wer konnte bezwingen?“ von Begegnungen mit dem Bentheimer
berichten. Beide Veranstaltungen sind öffentlich. Bekannte und Verehrer
des Lyrikers Karl Seemann sind somit eingeladen.