Foto - Foto - Gemäldeausstellung von Reinhard Rakow feiert am 11.10. im Café 21 in Berne Premiere
"Foto! Foto!" lautet der Titel einer Ausstellung von Gemälden von Reinhard Rakow im Café 21, Neuenkooper Str. 10, Berne (tel 04406-1346).
Pate für den Titel stand die Gefallsucht, von der manche Fotografierte sich durch den Anblick einer Kamera infizieren lassen. Auf kleinen Schwarz-Weiß-Fotos der Sechziger Jahre, sieben auf sieben, mit lieblichem Zackenrand, springen die Infizierten einem entgegen: Der Westentaschen-Beau mit Elvistolle und Goldarmreif, die pralle Schönheit mit aufgestecktem Haar in Kittelschürze, die dürre Tante aus der Stadt im selbstgeschneiderten Ausgehkostüm. Man/frau wirft sich in Pose, die Hand innig oder den Fuß lässig auf dem Lieblingsinventar jener Zeit: dem eigenen Käfer oder Kadett. Von hinten schleicht sich der beste Freund, durch große Sonnenbrille geschützt, ins Bild, und via Schattenriss kommt sogar der Fotograf selber noch aufs Silberpapier.
Die fünf Ölbilder im Format 50 mal 50, die Rakow daraus gemacht hat, erzählen Zeitgeschichte in Beige und Sepiabraun. Vom Besitzstolz derer, die endlich wieder wer sind, ist die Rede, vom Wirtschaftswunder, von Privatheit. Cool sein ist angesagt, eine steife norddeutsche Brise streckt die Frisur, und wer etwas auf sich hält, zeigt am Auto neben der Windschutzscheibe die Antenne fürs Radio und in der Heckscheibe mindestens einen Wimpel und eine Plakette ("Kleinbild 1 bis 5", 2009). Eine Dreierserie (je 100 x 80, 2009) ist der Eitelkeit jener wichtigen (oder wichtiguerischen) Männer gewidmet, die heutzutage ständig von Termin zu Termin hetzen oder vor dem nächsten Termin oder vor sich flüchten ("Männer im Laufschritt").
Eine andere Werkgruppe handelt von der Instrumentalisierbarkeit des Mediums Fotografie, zum Beispiel als Medium wissenschaftlicher Analyse (Mikroskopie), als (angebliches!?) Beweisfoto, als Casting- oder als Fahndungsfoto. Ein Bild dieser Reihe im Format 200 x 160 cm ("Pass", 2002) zeigt aus der Nähe nichts als in liebevoller Kleinarbeit gemalte amorphe Rasterpunkte aus schwarzem Öl. Erst nach dem Zurücktreten außerhalb der Reichweite der eigenen Arme und Hände - außerhalb der Erreichbarkeit - fügen sich die Partikel zu einem schwarz-weißen Passbild, dessen strenge Kühle durch Entfremdung (oder "Entmenschung") der abgebildeten Person den Betrachter gleichermaßen anzieht wie irritiert.
Eine dritte Werkgruppe kommentiert spezielle Situationen der Fotografie, etwa "Verwacklung", "Unter-/ Überbelichtung" u. a. m.
Zurück geht der "Foto! Foto!"-Zyklus übrigens auf ein Sechziger-Jahre-Titelbild einer Illustrierten, das festhält, wie eine Filmdiva der Meute der Fotografen ihr Dekolleté entgegenreckt. Rakow hat die Szene in freier Malerei festgehalten ("Glamour", 100 x 80, 2000) und dabei die Täter-/Opfer-Ambivalenz jener "Geschäfts"-Situation kommentiert.
Die Ausstellung im Café 21 dauert vom 11.10.09 bis zum 10.01.2010 und ist während der üblichen Geschäftszeiten sowie nach Absprache zu besichtigen. Gegen Hälfte der Laufzeit werden einige Bilder gegen andere aus dem "Foto! Foto!"-Zyklus ausgetauscht.
Bei der Eröffnung am 11.10. (14 bis 16 Uhr) wird Reinhard Rakow anwesend sein.
Infos: Rakow tel. 04406-920046
Café 21: tel. 04406-1346
Pass (Öl auf Leinwand - 2004, 200x160 cm)
Innen (2004, Öl auf Leinwand, 200 x 160 cm
Kleinbild, Öl auf Leinwand 2009, 50 x 50