Gottfried Meinhold liest in Vechta
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Presseinformation vom 21.10.2009
20 Jahre nach dem Mauerfall
Lesung und Gespräch von Prof. Dr. Gottfried Meinhold, Jena
‚Prag Mitte Transit’
am Mittwoch, den 28.10. um 19.00 Uhr in der Universität Vechta
(Veranstalter Universität Vechta und Geest-Verlag)
Prof.
Dr. Meinhold, der ehemalige Prorektor der Universität Jena liest an
diesem Abend aus seinem Aufsehen erregenden Roman ‚Prag Mitte Transit’,
der nichts anderes ist, als eine kritische Rückbetrachtung über das
Verhalten der Intellektuellen gegenüber der Diktatur in der DDR ist.
Schonungslos deckt er dabei die Mechanismen der Macht auf. Doch der
Roman macht nicht bei der Wende halt, demonstriert auch deutlich die
Schwierigkeiten des Umbruchs.
Die Lesung findet am 28.10. um 19.00 Uhr in der Universität Vechta statt, Raum 005.
Genau
40 Jahre nach der gewaltsamen Niederschlagung des "Prager Frühlings"
legt der Jenaer Gottfried Meinhold den Roman einer ganzen Epoche vor.
Eingebettet in eine Familiensaga entwirft er ein deutsch-tschechisches
Geschichtspanorama zwischen 1968 bis 1989. In der DDR galt Meinhold als
Geheimtipp für gesell¬schaftskritische Science-Fiction und führte als
Professor der Sprechwissenschaften ein Randdasein an der Jenaer
Universität. Er hatte den Eintritt in die SED verweigert. Nach 1989 war
er als Prorektor einer der maßgeblichen Erneuerer der Universität.
In
"Prag Mitte Transit" verbinden sich Erzählkunst und zeitgeschichtliche
Dokumente zur einmaligen litera¬rischen Chronik. Meinholds enormer
Erzählstrom zieht den Leser in den obsessiven Entstehungsprozess
diesesRomans, in dem sein Alter ego Eckard, wie Meinhold
Universitätsmitarbeiter und Schriftsteller, zum Bindeglied wird. Der
Schock über den Einmarsch der "Bruder¬armeen" entlädt sich in
hektischen Aktivitäten. Mit seiner Frau Edith und dem befreundeten
Ehepaar Pierre und Katharina streut er Protestflugzettel und verbreitet
verbotene Schriften, immer die Verhaftungsgefahr vor Augen. Auf der
Rückfahrt von den Trauerfeierlichkeiten für den Studenten Jan Palach
wird Pierre mit ein¬geschmuggeltem oppositionellem Material verhaftet
und verurteilt.
In dieser Zeit wird für Eckard die Freundschaft mit
dem tschechischen Germanisten und Reformanhänger Václav Kohout überaus
wichtig. Es gibt wunderbar erzählte Impressionen aus dem alten Prag mit
seinen Gassen, über den Jüdischen Friedhof, auf den Spuren Kafkas und
aus der tschechischen Opposition. Eckard wird zum "Postillon d'amour"
für Václav und eine sympathische Kollegin aus der DDR, die - wie sich
nach Öffnung der Stasi-Archive herausstellt - als IM "Monika" auch über
ihren künftigen Mann berichtete. Ihre nachwirkenden Schwierigkeiten mit
der Wahrheit werden zum ent¬scheidenden Anstoß für Eckards monumentale
lite¬rari¬sche Erinnerungsarbeit.
Gekonnt strukturiert durchbricht
Meinhold Zeit- und Handlungsebenen. Beinahe süchtig werden kann man auf
jene eingestreuten, den Handlungsfluss auf¬brechen¬den Miniaturen, in
denen das fiktive Volk der Kaskadier, Hobbits in der Welt der
Diktaturen, sich der Fremdgewalt entziehen und sie persiflieren.
Gottfried Meinhold ist ein großer Abgesang auf einen ge¬scheiterten
Weltentwurf gelungen und ein bestechendes literarisches Zeitgemälde.
Gottfried Meinhold
1936
in Erfurt geboren, dort Schulbesuch, Abitur, Lehrer¬studium am
Pädagogischen Institut. 1959 Examen als Dipl.-Phil. an der Universität
Jena, 1964 Promotion an der Humboldt-Universität Berlin. Ab 1964
Tätigkeit an der Universität Jena; 1968 Habilitation, 1971 Dozent für
Phonetik und Sprechwissenschaft; 1985 a. o. Prof.; 1990-93 Prorektor,
1993 Lehrstuhl für Phonetik und Sprech¬wissenschaft, 2001 Eintritt in
den Ruhestand. Zahlreiche fachwissenschaftliche und literarische
Publi¬kationen.