In der Arbeit: ZimmerLautStärke - Schülertexte zu den Donnersberger Literaturtagen 2007 und 2009

 Thomas M. Mayr, Waltraud Amberger (Hrsg.)
ZimmerLautStärke
Schülertexte zu den Donnersberger Literaturtagen 2007 und 2009

Geest-Verlag 2010

 


Seit 2007 gibt es sie, die Donnersberger Literaturtage. Sie fanden
zuerst in Rockenhausen und 2009 in Göllheim statt. Aus ihnen heraus
entstand auch diese Anthologie.
Unserer Meinung nach sollte es auf der Hand liegen, jedem vor Augen
stehen: das Wort, gelesen und ge-schrieben. Nicht als
Internetzliteratur, sondern auf Papier, möglichst in persönlichem
Kontakt mit dem Autor.
Reichlich altmodisch werden Sie vielleicht sagen.
Zugegebenermaßen greifen Autoren heute kaum noch zur Feder; und die
Texte werden früher oder später sowieso elektronisiert. Uns aber ist der
Kontakt, der eigentliche Funke, das zwischen-menschliche ZeilenTeilen,
das Orale, Synchrone, das Auge in Auge sein mit einer Geschichte
wichtig. Also organisieren wir Lesungen; aus ihnen resultiert diese
Zusammenstellung von Schülerarbeiten.
Oft bringt man das Schreiben, das Literarische, Sprechen und Lesen mit
einem Fließen in Verbindung; Alles ist heute im Fluss und wir können auf
diesem surfen; und oft wissen wir nicht einmal, wo wir ankommen, so
sehr verflüssigt sich alles. Aber Literaturtage sind anders. Die wollen
auch gestemmt sein!
Das klingt nach Arbeit, war aber zunächst auch ein willkommener Anlass,
die Autorenszene im Kreis zusammenzubringen und zu beleben. Die Idee war
nach einem Entrée (offiziellen Eröffnungen) ein Menü mit drei
Hauptgängen zu offerieren: Wir wollten möglichst jeweils zwei national
bekannte Größen zugänglich machen, regionale Autoren einladen sich uns
vorzustellen und Schülern in der nördlichen Pfalz eine erste
literarische Plattform bieten. Schließlich kam noch ein Poetry Slam als
Dessert hinzu.
Uns lag besonders am Herzen, Schüler einzubeziehen.
Bislang eher ungewöhnlich ist es, Schüler einzubeziehen, zumal deren
Anmeldung nur über ihre jewei-lige Schule erfolgen kann. Zum Anreiz
erhalten die drei Erstplazierten Geldpreise. Der Preis für die beste
Arbeit wird dabei nach Susanne Faschon (1925-1995), der bedeutenden
Lyrikerin des Donners-bergkreises benannt. Für uns war es eine besondere
Ehre und Verantwortung, durch die Verwendung Ihres Namens mithelfen zu
können, ihr Andenken wach zu halten.
Diesen Preis erhielt 2007 Janine Frey aus Kirch-heimbolanden (NPG) für
eine sehr schön verspiegel-te Story „Begegnung in der Hotelhalle“, die
stilsicher in Szene gesetzt worden war. 2009 wurde er an Tabea Reinelt
aus Kaiserslautern (IGS Rockenhau-sen) vergeben für den originellen,
einfühlsamen Monolog eines alten Menschen: „Das verschlossene Fenster“.
Neben den Gewinnern wurden die zehn bis zwölf nächstplatzierten Schüler
eingeladen, ihre Texte vor¬zulesen.
2007 lautete – auf Initiative von Michael Dillinger – das Thema
„Zimmer“, was beinhaltete, dass die Schüler sehr persönliche Texte
einreichen konnten, also vom eigenen Zimmer und der Intimsphäre
aus-gehend bis hin zum Begriff des Raumes, sei er psychisch oder als
Koordinate im Zeitgefüge verstanden. 2009 wurde mit der Vorgabe „Fenster
– Windows“ quasi die Schwelle dieses Raumes beziehungsweise die Brücke
nach draußen in den Fokus gerückt. Hier ging es um Ein- und Aussichten,
eventuell verbotene oder neugierige Blicke bis hin zu Sprachfenstern,
also eine Auseinandersetzung mit dem Medium Rechner/Internetz.
Entstanden sind Texte von jungen Menschen, die häufig sehr betroffen
machen, geht es doch in vielen Beiträgen um schwergewichtige Themen wie
Suizid, Missbrauch, Krebs/Krankheit/Tod, Drogenerlebnisse, Einsamkeit,
Spielsucht, Gewalt in Familien, Langeweile in der Provinz bis hin zur
Sehnsucht, durch Mord mit einem Idol zu verschmelzen. Dabei betreten wir
Gefühlswelten, die uns wie durch ein Fenster in das Innere von Ängsten,
Sehnsüchten, Hilflosigkeit, Trauer und Aggressionen schauen las-sen. Ob
dies die realen Belange von Schülern widerspiegelt oder ob es Ausdruck
unserer Zeit ist, spektakuläre Themen präsentieren zu müssen, um gehört
zu werden, sei dahingestellt. Wir finden hier kaum freche oder
satirische Texte zu lesen. Sie provozieren eher durch ihre oft
dramatischen Inhalte. Jedenfalls können wir uns nicht frei davon machen,
auf Innenansichten zu treffen, die uns zwingen uns
aus-einanderzusetzen. Unabhängig vom literarischen Gewicht,
unterstreichen die vorgestellten Arbeiten die Notwendigkeit, Schülern
mehr Gehör zu schen-ken.
Die einzureichenden Texte sollten als Prosa nicht länger als 10
Leseminuten in Anspruch nehmen (drei Seiten); alternativ konnten
Gedichte vorgestellt werden.
2007 richtete sich unser Aufruf zum Wettbewerb auf Schüler der
Oberstufen im Donnersbergkreis (Wil-helm-Erb-Gymnasium,
Nordpfalzgymnasium, Gymnasium Weierhof, IGS Rockenhausen und
Berufsbildende Schulen). Nur in Ausnahmefällen sollten sich auch Schüler
der 10. Klassen beteiligen dürfen. Es gingen schließlich 47 Beiträge
von 42 Schülern ein; sieben davon männlich. In 18 Fällen handelte es
sich bei den Einsendungen um Gedichte, in 29 um Prosatexte. Beurteilt
wurden sie von einer Jury, der Gabriele Weingärtner
(Journalistin/Rheinpfalz, mehrfache Literaturpreisträgerin), Gerd
Forster und Michael Dillinger (beide langjährige 1. Vorsitzende des LVP)
angehörten.
Zwei Jahre, später weiteten wir die Ausschreibung auch auf 10. Klassen
sowie kreisnah gelegene Schulen aus. Immerhin waren 2007 mit Theresa
Schweden und Tina Koplin zwei Zehntklässerinnen unter die Lesenden
vorgestoßen. Dies führte dazu, dass sich nun auch die IGS in
Enkenbach-Alsenborn, die Realschule in Grünstadt sowie die Regionalen
Schu-len aus Göllheim, Wolfstein und Winnweiler betei-ligten. Insgesamt
wurden 86 Arbeiten eingereicht, davon 60 Text- und 26 Gedichtbeiträge.
27 waren von männlichen Autoren verfasst. Diesmal bestand die Jury aus
Barbara Franke (frühere 1. Vorsitzende des LVP), Dr. Klaus Haag
(derzeitiger 1. Vorsitzen-der des LVP) und Fr. Dr. Waltraud Amberger
(Germanistin und Vorstandmitglied der Grünstadter Kul-turWerkstatt).
Außerhalb der genannten Kriterien wurden hier die Arbeiten von Lisa
Demmerle und Theresa Schwe-den (2009) in die Anthologie aufgenommen, die
durch einen Verfahrensfehler unberücksichtigt geblieben waren; außerdem
das konkret-poetische Gemälde von Markus Biehl, das als „Cover“ für den
2. Buchabschnitt – BildSchirmFensterPlätze – fungiert.
Um kreatives Schreiben zu fördern, haben wir den Schulen zusätzlich
Schreibwerkstätten (von Monika Böss, Dr. Waltraud Amberger, Walther
Dauner) an-geboten: Möglichkeiten, Figuren, Bilder und fiktive
Geschichten zu erfinden, Gelegenheit, schreibend etwas auszuprobieren,
was im Schulalltag normalerweise keinen Raum mehr findet. Diejenigen
Schüler, die daran teilnahmen, äußerten einhellig, davon sehr profitiert
zu haben.
Um die vorliegende Zusammenstellung von Texten zu veröffentlichen und
gemeinsam zu redigieren, luden wir im September 2009 zu einem
Nachtreffen ein. Für diejenigen, die nicht kommen konnten, übernahmen
wir die Arbeit in eigener Regie.
Wir freuen uns, mit dieser Anthologie Lust auf Literatur zu machen und
hoffen, dass sie viele Schüler animieren wird, sich an den nächsten DLT
zu beteiligen.

Weitergehende Informationen können sie der Inter-netzseite www.DLTage.de entnehmen.