Presseinfo: Mehr als nur ein Krimi - Gabi Anders: Der Geruch von Wasser Ein München-Krimi um pädosexuelle Täter

Presseinfo

Mehr als nur ein Krimi

Gabi Anders
Der Geruch von Wasser
Ein München-Krimi
um pädosexuelle Täter
Geest-Verlag 2011
ISBN 978-3-86685-283-9
204 S., 11 Euro

Inhalt

Ein ungewöhnlicher Kriminalroman, in dem es um die vielschichtigen Ebenen pädosexueller Täterschaft geht, eingewoben in die ‚Ge­schichten‘ mannigfacher Formen männ­licher Ge­walt. Zentrale Figur des Geschehens ist die Psychologin Katja, die sich unvermittelt massiven Be­drohungen ausgesetzt sieht, ohne sie direkt einem ihrer Fälle zuordnen zu können. Sie lässt sich in ihrem Handeln jedoch nicht beirren, auch wenn sich das Netz des Ver­brechens immer enger um sie zieht, ja sogar den privaten Bereich erfasst.
Das Geschehen spielt vor allem in München, die Figuren, fiktiv gestaltet, kommen uns gleichwohl vertraut vor. So gerät ‚Der Geruch von Wasser‘ auch zu einer Sozialge­schichte. Wen wundert es: Verbrechen stellt immer eine Ab­weichung vom normalen beziehungsweise erwarteten Verhalten dar. Doch es ist denkbar, bleibt im Bereich unserer Vor­stellung und trifft uns daher mit besonderer Intensität.

Leseauszug

Katja entschied sich, zu Fuß durch die City zu gehen. In schnellem Schritt passierte sie elegante Modegeschäfte und Straßencafés. Sie war barfuß in Sandalen unterwegs und atmete befreit die sommerliche Stadtluft ein. Die bunten Farben der Chiffonkleider in den Schaufenstern leuchteten ihr fröhlich entgegen, gut angezogene Frauen mit dunklen Sonnenbrillen brachten ihr die Leichtigkeit zurück. Sie würde Maria unterstützen, so gut sie konnte, und dazu brauchte sie ihre Zuversicht, Energie, es machte keinen Sinn, zu lange bei den Niederlagen zu verweilen. Und doch fiel Katja auf, wie fragil und schwankend ihr inneres Gleichgewicht war – nicht unanfechtbar, auch wenn sie das manchmal in der Begeisterung eines Augenblicks glaubte. Jugendlicher Größenwahn, die Allmachtsfantasien einer Pubertierenden, nannte sie das dann später in realistischen Momenten, immerhin war sie schon Ende 30. Manchmal spürte sie das sehr deutlich: Irgendetwas hauchte sie an, etwas stand vor ihr wie eine Luftspiegelung, oder nein, eher befand es sich hinter ihr, ein Schatten, ein bedrohliches Element. Seit einigen Tagen blitzte dieses unangenehme Empfinden in ihr auf – es blieb diffus, und dann war es wieder so, als hätte sie sich getäuscht. Dem Impuls, sich umzudrehen, wollte sie nicht folgen, stattdessen lenkte sie sich ab, bezwang ihre Unruhe und fügte sie ein in ihre Grundsätze, Anschauungen und die Turbulenzen ihres temporeichen Lebens.
Konzentriert hörte sie den Anrufbeantworter ab – stopp – wer war das? Eben hatte Katja noch die Löschtaste drücken wollen, doch nun hielt sie inne, spulte das Band zurück. Aus einer geteilten Aufmerksamkeit wurde volle Konzentration. Sie hörte Autogeräusche, undefinierbaren Lärm, dann eine Männer­stimme, abgehackt im Tonfall: „Katja Teuber, du hast dich in die falschen Angelegenheiten eingemischt, jetzt bist du dran!“

 

Die Autorin

Gabi Anders, 1957 in München geboren, arbeitet als Sozialpädagogin und Fami-lien­therapeutin in der Kri­senintervention.
Als Schriftstellerin hat sie den Lyrik-Band „Lach sie an die Wand“ und den Roman „weißschwarz“ ver­fasst sowie Kurzprosa und Perfor­mance-Texte. Gabi Anders ist Ge­werkschafterin, Antifaschistin und aktiv im „Werkkreis Literatur der Arbeitswelt“. Sie hat einen Sohn und eine Tochter, mit ihrem Mann Holger Reichhelm, Liedermacher und Gitarrist, verbindet sie auch eine künst-lerische Zusammen­ar­beit.