Volker Issmers 'Fremde Zeit-Unsere Zeit' mit gemeinsamen Vorwort von Landrat Manfred Hugo und Oberbürgermeister Boris Pistorius

Issmer, Volker
Fremde Zeit – Unsere Zeit
Ein Lesebuch
Mit einer Einführung von Karin Jabs-Kiesler
Titelbild von Karin Flörsheim
Vechta: Geest-Verlag, Vechta-Langförden
ISBN 978-3-86685-266-2
ca. 260 S.
12,50 Euro

Vorwort

Liebe Mitbürgerinnen und Mitbürger,

wenn wir heute in Stadt und Landkreis Osnabrück mit dem Gestapokeller im Westflügel des Osnabrücker Schlosses und dem Augustaschacht in Holzhausen-Ohrbeck über im großen Umkreis anerkannte zentrale Gedenkstätten verfügen, die uns das Unrechtsregime der Nazis nicht vergessen lassen, dann verdanken wir dies im besonderen Maße dem Einsatz des Historikers Dr. Volker Issmer. Über Jahrzehnte hinweg hat er Belege insbesondere zu dem Umgang mit den Zwangsarbeitern in unserer Region während der NS-Diktatur zusammengetragen; diese Arbeit setzt er bis heute unvermindert fort. Damit liefert er eine wichtige Grundlage für die Arbeit in den beiden Gedenkstätten, die heute vom Land, den Kommunen im Osnabrücker Land und Stiftungen getragen und unterstützt wird.

Neben der historischen Forschung hat sich Dr. Issmer zwischenzeitlich ein weiteres Feld erschlossen: Seit einigen Jahren tritt er nunmehr auch mit schriftstelleri-schen Arbeiten an die Öffentlichkeit. Verständlich, dass in seinen Romanen historische und politische Stoffe dominieren. Häufig mit Bezug zu realen Geschehnissen und dem Osnabrücker Land entwirft er seine Schilde-rungen zu Vorgängen während der Zeit des 30-jährigen Krieges in ‚Die Reise des Grals’ und ‚Der tolle Christian’, zur aktuellen Bedrohung der Demokratie und ihrer Werte in ‚The Master´s Lot: Der Anteil des Meisters’ oder den Auswirkungen der Nazi-Verbrechen an Juden bis zur Jetzt-Zeit in ‚Zahngold’.

Im hier vorgelegten Buch bilden wiederum reale Ereig-nisse im Bezug zur NS-Zeit bzw. während der Vorkriegs- und Kriegsjahre die Folie für 20 kurze Erzählungen des Schriftstellers Dr. Volker Issmer. Die historischen Daten, die er jeweils im Abspann der Erzählungen anführt, waren ihm jeweils Anstoß für seine Interpretation und Schilderung des Geschehens von damals – vielfach spielen dabei der Gestapo-Keller in Osnabrück und vor allem das Zwangsarbeiterlager bzw. Gestapo-KZ im Augusta-schacht eine zentrale Rolle. In einer Zeit, in der immer weniger unmittelbar Überlebende oder Zeitzeugen an das Geschehen von damals erinnern können, suchen wir, liebe Mitbürgerinnen und Mitbürger, nach Formen, wie wir die Erinnerung an damals – Dr. Issmer nennt sie eine „fremde Zeit“ - wachhalten können.

Erinnerung ist notwendig, denn zu Recht heißt es am Kloster Brunshausen in Bad Gandersheim, wo sich wäh-rend der Nazi-Diktatur eine KZ-Außenstelle des Lagers Buchenwald und ein Zwangsarbeiterinnenlager befan-den: „Wer die Geschichte vergisst, ist verdammt, sie zu wiederholen.“ Neben der politischen Bildung, der sich unsere Gedenkstätten verpflichtet fühlen und die sie engagiert betreiben, sind es vor allem künstlerische Ausdrucksformen, mit denen man Bilder wachrufen und Vergangenes präsent machen kann. Hier geschieht es nun mit den Mitteln des Schreibens, der Arbeit des Schriftstellers. Der Schriftsteller will nicht einfach abbil-den und er ist kein Chronist, der wahrheitsgetreu ein historisches Geschehen beschreiben will. Der Schriftsteller lässt sich vielmehr durch historische Daten anstoßen, um dann unter Einsatz der eigenen Kreativität und Vorstellungskraft eine – von den konkreten Daten und Vorgängen durchaus abgesetzte – symbolhafte und typische Darstellung von Situationen und Handlungen mit literarischen Figuren als Handlungsträgern von da-mals zu liefern. Und dies geschieht in dem von Dr. Volker Issmer vorgelegten Buch gerade durch den Bezug zu unserer hiesigen Situation in begrüßenswerter Weise. Deshalb wird dies Werk das Interesse aller historisch und politisch engagierten Mitbürgerinnen und Mitbürger finden. Wir besitzen darüber hinaus mit diesem Buch einen weiteren wichtigen Baustein für die ange-sprochene politische Bildung in unseren schulischen und außerschulischen Einrichtungen.
Dem Autor Dr. Volker Issmer gebührt deshalb für diese Arbeit unser herzlicher Dank.

Osnabrück, im Juni 2010

Manfred Hugo,Landrat

Boris Pistorius, Oberbürgermeister