Heute um 11.00 Uhr Buchpremiere Volker Issmer: Fremde Zeit - Unsere Zeit im Osnabrücker Gewerkschaftshaus

Volker Issmer stellt sein neues Buch vor

Der Tanz mit dem Teufel aus dem Nazireich

Osnabrück. Fiktive Geschichten, die im Kern auf wahre Ereignisse zurückgehen, versammeln sich im neuen Buch des Historikers und Autors Dr. Volker Issmer. Die 20 Erzählungen in „Fremde Zeit – Unsere Zeit“ (Geest-Verlag) bilden die kurze Ära des Nationalsozialismus abseits des Monumentalen aus dem privaten Blickwinkel ab.

(den Artikel finden sie hier auf der NOZ-Seite)

Der Autor hat fast 20 Jahre lang als Lehrer die NS-Zeit im Unterricht bearbeitet. Später ist er mit wissenschaftlichen Forschungen, unter anderem zum Arbeitslager Augustaschacht in Ohrbeck, in Erscheinung getreten. „Neben der Forschungstätigkeit habe ich seit Jahren die Idee mit mir herumgetragen, das Thema einmal erzählerisch aufzuarbeiten“, beschreibt er die Entstehung von „Fremde Zeit – Unsere Zeit“.

Wie vielen anderen auch, die sich mit den Jahren 1933 bis 1945 beschäftigen, arbeitet Issmer gegen das Vergessen an. Zum einen gebe es immer weniger Zeitzeugen, zum anderen „liegt für viele der heutigen Schülergeneration der Nationalsozialismus genauso weit entfernt wie das Mittelalter“.

Mit einem Kunstgriff will er gegen das schwindende Interesse angehen. Protagonisten seiner Erzählungen sind zum großen Teil Menschen der Region, deren Geschichte er als Gerüst für die darauf aufbauenden fiktiven Handlungen genommen hat. Die gefühlte Nähe zu diesen Menschen und Bekanntheit der Schauplätze lösen beim Leser Emotionalität aus, die Plots transportieren mehr als nur Empathie oder Verachtung für die Akteure.

Vielmehr werden die jeweiligen Hintergründe beleuchtet, die manchen zum Mitläufer oder Gegner des Regimes machten oder wie in „Mit dem Teufel tanzen“ zu scheinbaren Kollaborateuren der Nazis. In dieser auf einer Tatsache beruhenden Erzählung begegnen sich mehrmals ein geistlicher Würdenträger des bischöflichen Generalvikariats und ein lokaler NS-Vertreter zu informellen Gesprächen in der damals noch existierenden Osnabrücker Gaststätte „Löwenpudel“. Issmer: „Das hat der Geistliche aus Verantwortung für seine Schäfchen getan, nicht aus einer ideologischen Annäherung.“

Das 268 Seiten starke Buch (12,50 Euro im Buchhandel) sammelt nach Dafürhalten des Verlegers Alfred Büngen „keine Anklagen oder moralisierenden Geschichten, sondern zeigt detailreich auf, wie der Einzelne so oder so in das System verstrickt war“. Es breche existente Tabus wie das von den „nur Guten und den nur Bösen“.

Der Autor stellt das Buch am kommenden Sonntag, 11 Uhr, während einer Lesung im Gewerkschaftshaus am August-Bebel-Platz persönlich vor.