Volker Issmer liest aus 'Fremde Zeit - Unsere Zeit' im OS-Radio
„Ihr glaubt heute, ihr wüsstet alles über diese Zeit. Aber in Wirklichkeit wisst ihr nichts“, lässt der Autor eine ältere Frau zu ihrem Enkel sagen, als dieser ihr verdeutlicht, dass er das Geheimnis über die Ermordung ihres Bruders im Rahmen des ‚Euthanasieprogramms‘ gelüftet habe.
In den 20 Erzählungen, die Volker Issmer auf der Basis seiner breiten Forschungen über den Nationalsozialismus verfasst hat, gelingt es dem Autor, das Nichtwissen über Denken und Fühlen jener ‚fremden Zeit‘ abzubauen. Er dokumentiert in seinen nur teilweise fiktiven Handlungen, in denen Täter und Opfer gleichermaßen auftreten, die bis heute aus unterschiedlichsten Gründen von den Betroffenen zumeist ‚nicht-erzählten‘ Geschichten. Durch die literarische Darstellung des individuellen Geschehens wird manches für uns nachfolgende Generationen ‚verstehbarer‘, wird die Notwendigkeit der weiteren Aufarbeitung gerade des Einzelgeschehens der ‚fremden Zeit‘ für unsere heutige Zeit in besonderer Weise deutlich.
Issmer, Volker
Fremde Zeit – Unsere Zeit
Ein Lesebuch
Mit einer Einführung von Karin Jabs-Kiesler
Titelbild von Karin Flörsheim
Vorwort von Landrat Manfred Hugo
und Bürgermeister Boris Pistorius
Geest-Verlag 2011
ISBN 978-3-86685-66-2
268 S., 12,50 Euro
Der Band entstand mit freundlicher Unterstützung des Landkreises und der Stadt Osnabrück.
Volker Issmer
1943 in Glatz/Schlesien geboren, veröffentlichte 1998 den zweisprachigen Sammelband ‚Niederländer im Verdammten Land‘ sowie 2000 die Dokumentation ‚Das Arbeitserziehungslager Ohrbeck bei Osnabrück‘, mit der er 2003 zum Dr. phil. promoviert wurde. In weiteren Werken setzte er sich dokumentarisch oder literarisch vor allem mit Grundfragen des Nationalsozialismus auseinander: ‚Als Mitläufer (Kategorie IV) entnazifiziert‘ (2001); ‚Die Reise des Grals‘ (2005); ‚Der tolle Christian‘ (2006); ‚Zahngold‘ (2008); ‚The Master‘s Lot‘ (2009). Hinzu kommen zahlreiche Zeitungs- und Zeitschriftenaufsätze.
Der in Osnabrück lebende Historiker und frühere Lehrer ist Träger des Marion-Samuel-Preises 2002 der Stiftung Erinnerung. 2003 bekam er die Auszeichnung des Landschaftsverbandes Osnabrücker Land e. V. und im September 2003 die Ehrengabe der Stadt Georgsmarienhütte.