Marianne Pumb - Die Rabenmutter (Gedicht des Tages am 27. Juli 2011)

Hördatei: 

Die Rabenmutter
(ein Heldinnenepos)

Rabenfrau und Rabenmann
konnten sich gut leiden
balzten im Spätwinter dann
bauten’s Nest aus Zweigen
oben hoch im Baum.

Sie träumten ihren Traum
von sieben kleinen Raben
die wollten sie gern haben.

Und schon Ende Februar
brütete die Schwarzmama
bläulich Eier   wunderbar
und der stolze Rabenmann
schaffte flink das Essen ran.

Nach drei langen, langen Wochen
sind sie aus dem Ei gekrochen
sieben Raben klein und nackig
ach, wie war der Vater zackig
und die Mutter hocherfreut.

Beide suchten nun nach Futter
und es gab ein froh Getutter
in dem kuschlich warmen Nest
und sie feierten ein Fest.
 

Doch der gute Rabenvater
liebte plötzlich einen Kater
und ist fortgeflattert.

Rabenfrau war höchst verdattert
auch die Kinder hab’n geschnattert
denn das war sehr ungewöhnlich
und sie nahmen es persönlich.

Rabenmutter –
was sollte sie tun
holte das Futter
ohne zu ruh’n.

Jetzt aber kamen die Rabentanten
Onkels und Omas, alle Verwandten
sie saßen herum und sie sahen zu:
Bekamen die Kinder Essen und Ruh
machte die Rabenmutter es richtig
nahm sie vor allem die Sprüche wichtig
die sie so tagtäglich von sich gaben?

Das war die Sorge der Anverwandten
die doch das Leben viel besser kannten!
 

Nach vierzig Tagen war es dann so weit
die Rabenkinder war’n ziemlich gescheit
sie wurden flügge, es war noch recht kalt
die schwarzen Verwandten riefen: „Halt, halt
das kannst du nicht machen, Rabenmutter
lass sie im Nest und bring ihnen Futter.
Auch zu uns könntest du netter sein!“

Die Rabenmutter rabte jetzt „Nein“
sah ihren Kindern beim Fliegen zu
wurde sehr fröhlich und kam zur Ruh.
Dann flog auch die Rabenmutter fort
ließ die Verwandten zurück am Ort.

Und die Moral von der Geschicht’?
Die gibt es nicht!