Edit Essaypreis

30. Januar 2012

http://www.editonline.de/essaypreis/

Vorab: Was ist überhaupt ein literarischer Essay? Formal gesehen, kann er praktisch jede Gestalt annehmen. Bei den meisten handelt es sich um einen Gesamttext in Prosa, aber es gibt auch Miniaturzyklen, Listen, Dialoge etc. Der Essay ist damit die freieste literarische Form. Aber gibt es dann überhaupt formale Gemeinsamkeiten? Alle Essays sind Sachtexte im erweiterten Sinn. Aber nicht die Wissensvermittlung steht im Vordergrund, sondern der Text als künstlerisches Produkt. Vieles ist dabei möglich, allerdings eines nicht: Der Autor kann sich nicht hinter einer Erzählerstimme, einem feuilletonistischen "man" oder einer wissenschaftlichen Objektivität verstecken. Ein künstlerischer Umgang mit Fakten - nichtakademisch, ohne Belehrung und jargonfrei.

Man muss den essai beim Wort nehmen: ein Versuch also. Ein literarisches Wagnis, eine Welterkundung, die immer auch eine Selbsterkundung ist. Dem Seichten, Anonymen und Reflexhaften setzt der Essay Intimität, Witz und Poesie entgegen - ob in intellektuellen Selbstgesprächen, literarischen Portraits und Reportagen, (auto-) biographischen Erzählungen oder Manifesten.

In anderen Sprachräumen hat sich längst etabliert, was es bei uns noch zu entdecken gilt. Wir von der Literaturzeitschrift Edit sind der Meinung: Der literarische Essay ist die Form der Stunde und diese Form verdient einen Literaturpreis, den 1. Edit-Essaypreis.

Ausschreibung

Wir freuen uns über unveröffentlichte literarische Essays in deutscher Sprache, die uns bis zum 30. Januar 2012 per Post oder per E-Mail erreichen. Es gibt weder thematische noch formale Vorgaben, außer eine Obergrenze von 12 Seiten (die aber nicht unbedingt ausgereizt werden muss).

Die Preisverleihung wird zur Leipziger Buchmesse 2012 stattfinden. Der/die Autor/in des Gewinnertexts erhält ein Preisgeld in Höhe von 1.000 Euro, für die beiden Zweitplatzierten halten wir Sachpreise und Edit-Abos bereit. Die Entscheidung trifft eine unabhängige Jury. Eine Auswahl von sechs bis acht Texten wird im Laufe des Jahres 2012 in der Edit oder auf der Edit-Website veröffentlicht.

Einsendungen per Post an:

Edit
"Essaypreis"
Gerichtsweg 28
04103 Leipzig

Einsendungen per E-Mail an essay@editonline.de

Ansprechpartner: Jörn Dege, Mathias Zeiske

Einsendeschluss ist der 30. Januar 2012.

Jury

  • Michael Angele: 1964 in Aarberg, Kanton Bern, geboren, zog 1989 nach Berlin. Zehn Jahre später promovierte er plagiatfrei mit einer Arbeit über Verschwörungstheorien, Männerbünde und Geheimbünde in der deutschen Literatur der 20er Jahre (erhältlich auf Mikro-Fiche) und erlebte dann seine vielleicht schönste journalistische Zeit als Autor der Berliner Seiten der FAZ. Zwei Buchveröffentlichungen in diesen Jahren. 2002-2007 die Netzeitung-Years. Danach Intermezzo an der Humboldt-Universität Berlin als Dozent für neue deutsche Literatur. Seit März 2009 bei der Wochenzeitung Der Freitag als Ressortleiter Kultur.
  • Jo Lendle: wurde 1968 geboren. Nach dem Studium der Kulturwissenschaften in Hildesheim und Montreal wechselte er ans Deutsche Literaturinstitut Leipzig. Er war Herausgeber der Literaturzeitschrift Edit und unterrichtete als Gastprofessor und Dozent an den Universitäten München, Leipzig, Hildesheim und Biel. Jo Lendle ist verlegerischer Geschäftsführer des DuMont Buchverlags und Autor. Vor kurzem ist sein viertes Buch erschienen, der Roman “Alles Land” (DVA, 2011).
  • Judith Schalansky: 1980 in Greifswald geboren, studierte Kunstgeschichte und Kommunikationsdesign. Ihr literarisches Debüt, der Matrosenroman "Blau steht dir nicht", erschien 2008. Für ihren “Atlas der abgelegenen Inseln” wurde sie unter anderem mit dem 1. Preis der Stiftung Buchkunst und dem US-amerikanischen Essay Prize ausgezeichnet. Zuletzt erschien: "Der Hals der Giraffe" (Suhrkamp, 2011).
  • Antje Rávic Strubel: 1974 geboren, studierte Literaturwissenschaften, Amerikanistik und Psychologie in Potsdam und New York. Ihre Romane wurden mit zahlreichen Preisen geehrt, zuletzt erschien "Sturz der Tage in die Nacht" (S. Fischer, 2011). Sie übersetzte Essays und Romane von Joan Didion (u.a. "Das Jahr magischen Denkens”, 2006) und verfasste eine "Gebrauchsanweisung für Schweden". Sie war außerdem Dozentin am Deutschen Literaturinstitut Leipzig.

Weitere Informationen auf: http://www.editonline.de/essaypreis/