Dieter Wöhrle: Ballade vom schwäbischen Maultasch (Gedicht des Tages)

Hördatei: 

Ballade vom schwäbischen Maultasch   

                     
Ein schwäbischer Maultasch, gefüllt mit Spinat,
mit Brät und Gewürzen, gereicht zu Salat,
fand unerfreulich sein Erscheinen.
Er roch nach Provinz, Tradition und nach Brüh´,
war unattraktiv, gab sein Koch sich auch Müh´,
fand keinen Fan, war nah am Weinen,

„Bin hässlich, von gestern, ich wär´ so gern in,
wär´ gern mal ein Star, zwischen Lachs und Jasmin,
möcht´ schmecken auch nach Meer und Ferne.
Zieh´ aus in die Großstadthotels, werd´ berühmt,
biet´ Feinschmeckern an mich, ganz unverblümt.
Bei Safran, Sushi wär´ ich gerne.“

So zieht er denn los. In der Hauptstadt alsbald
wird reichlich berühmt er, ob warm oder kalt:
Ist Liebling aller Hauptstadtschwaben.
Ist Maultasch global, ist verehrt, ist im Glück
bei Knoblauch und Zimt. Man serviert ihn am Stück
als Hauptgericht, gefüllt mit Schaben.
 

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