NOZ berichtet groß von der Premiere von Anne Koch-Gosejacobs Mörderischen Kriminalgeschichten in der Lagerhalle
Mörderische Kriminalgeschichten
Anne Koch-Gosejacob las in der Lagerhalle
Osnabrück. Marlies hat genug. Gatte Bernhard ist nicht nur ein tyrannischer Ordnungsfanatiker, sondern erniedrigt sie öffentlich vor ihrer Freundin Jutta und zieht über ihren liebevoll gepflegten Garten her. Mit Blättern der giftigen Trompetenpflanze im Salat entledigt sich Marlies des Gatten und kann ihren Garten fortan nach eigenem Gusto hegen und pflegen. „Engelstrompeten“ heißt dieses rabenschwarze Ehedrama, das Anne Koch-Gosejacob in einem Reihenhaus am Schölerberg angesiedelt hat. In der Lesung „Manchmal ist das Schicksal schneller...“ stellte die Osnabrücker Autorin mit Verleger Alfred Büngen ihr frisch erschienenes gleichnamiges Buch neuer Osnabrücker Kriminalkurzgeschichten im Spitzboden der Lagerhalle vor.
Im Wechsel ließen Koch-Gosejacob und Büngen dabei das Publikum in Osnabrücks tiefste Abgründe schauen. So taucht in der Geschichte „Menschliche Kunst“ eine zerstückelte Leiche als modernes Kunstwerk im Nussbaum-Museum auf, während in „Gaunerschicksal“ Protagonist Vlady Semenko für die Verbrechen des Juwelendiebs Ede Kaminsky büßen muss. Die extrem unsympathische Touristin Elfriede Meier-Brömstropp wiederum legt in der Geschichte „Überflüssig wie Zigaretten“ ihren finalen Abgang über eine Balustrade hin. Mit der szenischen Lese-Einlage „Banküberfall“, die Koch-Gosejacob und Büngen als Radiosendung mit Interviews, Musikeinspielungen sowie einem Verdächtigen in Handschellen darboten, endete die Lesung dieser grotesken wie vergnüglichen Kriminalstorys.
Musikalisch unterstützt wurden sie von Stefan Hypius, Christian Jäger und der Band „+ Verstärkung“, die mit melancholischen Songs von ihrer aktuellen CD „Zeitgeist“ den passenden Background lieferten.
Anne Koch-Gosejacob. „Manchmal ist das Schicksal schneller...“ Geest-Verlag, 187 Seiten. 12 Euro.