Alles Geschwister - Heute Arbeitstreffen in der Janusz-Korczak-Geschwisterbücherei

Die mit Mitteln des Bundesministeriums für Familie, Senioren, Frauen und Jugend geförderte Dokumentation von Marlies Winkelheide - 'Alles Geschwister' (Arbeitstitel), die auf 350 Seiten die Arbeit mit Geschwistergruppen dokumentiert, befindet sich in der  lektoralen und Satzarbeit. In dieser Dokumentation kommen vor allem die Kinder und Jugendlichen selber zu Wort. Zu einem Arbeitsgespräch über die Gestaltung der Dokumentation gibt s heute um 18.00 Uhr ein Treffen in Lilienthal in der Janusz-Korczak-Geschwisterbücherei.

Hier ein erster kleiner Auszug:

Die Geschwistergruppen – Konzeption und Arbeitsweisen
aus Sicht der Teilnehmenden

Was ist eine Geschwistergruppe
Laura, Paula, Melanie und Mieke

Eine Geschwistergruppe ist eine Gruppe von Kindern und Jugendlichen, denen gemeinsam ist, dass sie ein behindertes Geschwisterteil haben.
Wir treffen uns (meistens) an demselben Ort.
Diese Gruppe ist nur für Kinder und Jugendliche mit behinderten Geschwistern gedacht,
gleichgültig welche Religion oder welche Hautfarbe wir haben.
Ausgebildete Mitarbeiter helfen der Gruppe.
Wir sind keine Selbsthilfegruppe.
Wir reden über Probleme oder Situationen im Zusammenhang mit unseren Geschwistern und tauschen uns über unseren Alltag aus.
Wir arbeiten an konkreten Fragestellungen oder basteln in Arbeitsgruppen oder auch alleine.

Wie arbeiten wir in einer Geschwistergruppe?
Elisabeth, Maria und Caroline

Wir arbeiten in Gruppen oder auch alle zusammen.
Wir haben zu jedem Thema ein oder mehrere Symbole. In diesem Jahr (2012) gab es zum beispiel einen Geschwisterpass. Oft arbeiten auch Ältere und Jüngere zusammen in einer Gruppe.
Zwischendurch gibt es auch ein paar Pausen, in denen wir spielen oder basteln oder reden.
Wir tauschen uns über die verschiedenen behinderten Geschwisterkinder und ihre Behinderungen aus.
Die Gedanken von Janusz Korczak sind Teil unserer Arbeit.
Bei jedem Treffen im Jahr 2012 gab es eine Wertmarke und einen Stempel in unserem Geschwisterpass, zum Besipiel einen Kompass mit einer Marke aus einem anderen Land. Der Kompass war das Zeichen für Orientierung.
In unseren Gruppen stehen nicht die behinderten Kinder im Mittelpunkt, sondern wir.
Die letzte Marke, die wir erhielten war die 30 Jahre-Geschwistergruppen-Marke und der letzte Stempel war der Anker. Das sagten uns, da .
Auf jedem Treffen haben wir Postkarten bekommen. Es sind immer mehr Karten und Symbole da als Teilnehmer.
In ein anderes Buch hat jeder der Samstags-/Sonntagsgruppe etwas hineingeschrieben.
In den Pausen der Gruppentreffen gibt es Nervennahrung zur besseren Konzentration.
Nach jedem Treffen gibt es Post von Marlies.
Wenn man sich zu Anfang eine Karte ausgesucht hat, sagt man, warum man sie ausgesucht hat und wie es einem geht.
Es gint Anerkennungen für besondere Dienste, zum Beispiel Pausennehmer oder Kartenausteiler etc.
In den Pausen liegen auf den Tischen Spielzeug und Bücher.
Auch heute (30.12.2012) gab es eine Marke und einen Stempel.
Es sind mehr Mitarbeiter als in anderen Gruppen.

Die Ziele einer Geschwistergruppe
Lamis, Meero, Tom

•    Bewussterer und besonnenerer Umgang auch mit besonders schwierigen Situationen (Konflikten);
•    Zusammenhalt unter Geschwistern;
•    sich behaupten im Umgang mit dem behinderten Geschwisterkind;
•    einen sicheren Raum haben, um sich zu öffnen;
•    schwierige Fragestellungen bearbeiten und nicht verdrängen;
•    ausdrücken der eigenen Bedürfnisse und Wünsche – Beachtung finden;
•    engere Beziehung mit dem Geschwisterkind aufbauen dadurch, dass man sich in die Lage versetzen kann, in der sich das Kind mit Behinderung befindet;
•    erkennen, dass man nicht alleine ist, dass andere eine ähnliche Lebenssituation haben;
•    sich austauschen mit anderen Geschwistern, voneinander lernen;
•    besserer Umgang mit dem Geschwisterkind mit Behinderung durch den Erfahrungsaustausch;
•    akzeptieren der eigenen Lebenssituation;
•    sich seiner Gefühle bewusst werden und diese akzeptieren;
•    die eigenen Wünsche erkennen;
•    in gewissen Grenzen Verantwortung übernehmen;
•    lernen, ‚NEIN‘ zu sagen;
•    den Umgang mit behinderten Menschen normalisieren;
•    Teamfähigkeit erlernen, respektvoller Umgang mit Mitmenschen (ist kein direktes Ziel, entsteht aber durch die Zusammenarbeit in der Gruppe)
•    Sich für das Geschwisterkind einsetzen.

Was würden wir Fachleuten über eine Geschwistergruppe erzählen
Christian und Tom

Zu den Fachleuten würden wir Lehrer, Ärzte, Eltern und Pädagogen zählen.
Wir würden Ihnen erklären:
In einer Geschwistergruppe treffen sich Geschwister behinderter Kinder. Die behinderten Kinder und die Eltern dürfen bei der Gruppenarbeit nicht dabei sein und von den Ergebnissen nur erfahren, wenn die Gruppenmitglieder es erlauben. Dies ist wichtig, damit wir ungezwungen auch über Dinge reden können, die wir sonst nicht erzählen können.
In der Gruppe sprechen wir über uns und unsere Situation. Viele von uns haben dieselben Erfahrungen gemacht, weshalb wir uns gut verstehen.
„Wir sind keine Selbsthilfegruppe, denn unsere Geschwister sind kein Problem!“ (Tom Ke.)
Die Dinge, die wir während der Gruppe bekommen, sind keine Spielsachen oder Geschenke, sondern Symbole mit Bedeutung.