KURT BLESSING, MÜLHEIM AN DER RUHR
Sinn voll

Das Bild ist schön. Ich betrachte die liebliche Landschaft,
der Himmel ist mit bauschigen weißen Wolken geschmückt.
Die Farbenvielfalt der sommerlichen Natur ist überwältigend.
Der schmale Bachlauf schwingt durch die grünen Auen.

Das weiche Wasser ist tiefblau und sattgrün der Wald.
Der kapitale Hirsch und die bunten Vögel zeigen sich.
Schmetterlinge hauchen flatternd durch den Wind.
Grauweiße Möwen segeln mit den seichten Böen.

Ich sinke ein in das Motiv, nehme wahr, was geschieht.
Durch das Bild hindurch schaue ich auf meine Seele,
erfasse die Schönheit, Ewigkeit, empfinde Glück,
schaue Gott und alles zuvor Gesehene ist präsent.

Ein ganzes Leben lang habe ich Zeit, Sinn zu sammeln,
zu sammeln in mir, in meiner reichen, weiten Seele.
In den Bildern suche ich die Wahrheit meines Ich‘s.
Im Tod hab‘ ich alles in mir und geb‘ es nicht mehr weg.

Den Gesang der Vögel und das Rauschen des Windes
nehme ich wahr wie die über den Sand rollenden Wellen.
Fische singen, Libellen sirren und Käfer brummen,
allerlei Muscheln sammeln sich zu geselligen Haufen.

Ich höre es wie Musik aus dem Radio, dem Kopfhörer,
aber jetzt aus dem großen Konzertsaal „Open Air“.
In der Musik suche ich die Wahrheit meiner Seele,
höre Gott durch die Töne hindurch und den Klang Ich‘s.

Ein ganzes Leben lang kann ich hören, wie das Leben klingt,
es klingt in mir, klingt in meiner reichen, weiten Seele,
und mit der Musik öffnet sich mein Herz, schwingt mit.
Im Tod hab‘ ich alles in mir und geb‘ es nicht mehr weg.

Ein ganzes Leben lang fühle die Weichheit Deiner Haut,
die Wärme Deines Geistes, mein Mund schmeckt Deinen.
Meine Hände sehen Deine Seele, spüren Dein Wesen.
Im Tod hab‘ ich alles in mir und geb‘ es nicht mehr weg.