Aleyna Köybasi -In einem Café

In einem Café
Aleyna Köybasi

Das sitzt sie. Mit Pommes im Mund hört sie interessiert dem Gespräch zu. Obwohl, es scheint nur so. Vielleicht ist sie auch sehr gelangweilt. So tun als ob kann der Mensch sehr gut, zu gut. Es ist die Höflichkeit, die sie daran hindert, den Mund zu öffnen und zu sagen: ,,Erzähl doch mal was Spannendes, nicht immer über diese Birgitt, die keiner kennt." Vielleicht öffnet sie den Mund auch nicht, weil sie sonst Pommes spucken würde. Wer weiß. Jetzt, da sie den Mund leer hat, muss sie etwas sagen, auch wenn sie eigent-lich nicht will. Und da man sich in der Öffentlichkeit immer verstellen muss, sagt sie einfach irgendwas Passendes. Bei der Pommes lässt sie die Hälfte übrig, einfach weil alle blöd reden würden, würde sie sich alles reinstopfen. Der Mensch redet gern über andere Menschen schlecht. Er erzählt über sie, damit man sich selbst besser fühlt. Eigentlich nur eine Selbstmanipulation. Endlich wagt sie es und erzählt eine Geschichte. Sie holt schon das teure neue Handy raus, um etwas zu zeigen. Es soll zwar um das Bild gehen, wie sie sagt, doch vielleicht tut sie es auch, um zu zeigen, was sie besitzt. Extra sagt sie noch dazu: ,,Ja, ja, endschuldigt, die Qualität ist ja gar nichts“, obwohl es die Beste vom Besten ist. Der Mensch will gelobt werden. Er will sich beweisen. Er will sich über alle anderen stellen und am besten wäre es, wenn man ihn angöttert. So ist der Großteil der Men-schen. Die Bedienung kommt. Schief lächelnd fragt sie, ob sie noch was wollen. Die Frau guckt sie von oben nach un-ten an und schüttelt stumpf den Kopf. Auch wenn das nicht besonders höflich war, lächelt die Bedienung weiter und geht. Bist du nicht nett, so wirst du gefeuert. Das ist das Motto der meisten Chefs. Alle stehen auf und wollen gehen. Bezahlt wird, sogar mit Trinkgeld. Muss ja, sonst gilt man als geizig. Teilt der Mensch nicht, ist er unhöflich und egois-tisch. Die Frau verabschiedet sich und geht an einem Tisch vorbei zum tollen Auto, das zwei Parkplätze belegt. An die-sem Tisch sitzt eine Mutter mit zwei kleinen Kindern. Das eine schreit förmlich: ,,Krieg ich Geld?!“, dabei lacht es. Das andere Kind klettert mit dem Finger im Mund am Stuhl umher und winkt irgendwelchen fremden Kindern, die laut zurückrufen. Für Kinder ist nichts peinlich. Sie sagen, was sie bedrückt, tun was sie wollen, und winken gerne jedem.
Das sind Kinder.