Patricia Falkenburg, Mut zum Schreiben

Patricia Falkenburg,
Mut zum Schreiben

    „Ich will nicht mehr die unnützen Leiden sehn“     Erich Mühsam

Als hätte es nicht überall und zu jeder Zeit des Muts bedurft, um zu schreiben. Als bedürfe es dessen nicht noch heutigen Tags auch hier und bei uns: Sich selbst, die eigenen Gedanken, auch Gefühle in Worte fassen und der Welt ausliefern, ist kein geringes Un-terfangen.
Wie schwach aber erscheint dies Tun im Hier und Jetzt angesichts der weltweiten Verfolgung des freien Worts, der Wahrhaftigkeit, des empathischen Aufschreis. Weltweit überbieten sich Diktatoren und totalitäre Regimes darin, Andersdenkende, Anders-schreibende einzusperren, wegzuschließen und mundtot zu machen. Wie wirkmächtig Worte sein müssen, um solcherart Folter und Vernichtung auf die Schreibenden zu ziehen. „Wären Worte, die Dä-monen zu bannen!“
Schwach scheint der Stift auf dem Papier, unerheblich die Finger auf den Tasten und doch verbreiten sie Samen freier Gedanken: überall und zu jeder Zeit. Sie gehen nicht verloren, die guten Worte, auch wenn man darüber verzweifeln mag, sie Wurzeln schlagen zu sehen. Immer findet sich noch eine Heimstatt in irgendeinem Kopf, der am Glauben an Mitmenschlichkeit, Wahrheit und Freiheit auch in größter Bedrängnis festzuhalten vermag. Und immer wieder fangen die von solchen Köpfen Besessenen an zu schreiben. Trotz Verfolgung zu schreiben. Trotz drohender Vernichtung zu schreiben. Immer wieder zu schreiben.
Und bei uns? Man begebe sich in die weltweit vernetzten Interwelten und sehe nach, was Menschen widerfährt, die sich gegen Hass, Gewalt, nationalistische Verblendung und Rassismus auflehnen, gegen fake news und falschzüngige Heilsprediger: Wohl braucht es auch hier einiges an Mut und Entschlossenheit, um dagegen anzuschreiben. Mut. Lassen wir uns nicht abhalten. Schreiben wir.
Für Freiheit. Für Mitmenschlichkeit. Für Liebe und Glück. Das ist naiv? Das haben wir schon tausende Male gelesen? Mag schon sein. Hört trotzdem nicht auf: nötig zu sein. Das Menschentier überzieht die Erde und seinesgleichen mit Vernichtung. Nur das Menschentier kann solchem Tun Einhalt gebieten, bevor es vollends untergeht. Die Erde, sie wird über-dauern. Des Menschen Verbleib auf ihr aber ist mehr als ungewiss. Schreiben wir drum, solange wir können.
Vielleicht sind ja doch noch Worte, die Dämonen, die wir auf die Erde und die Mitmenschen loslassen, und die wir letztlich selbst sind, zu bannen.