Rezension zu Barbe M. Linkes 'Moses. Ein Experiment'
MOSES ein Experiment
Faszinierend an diesem sehr aussagestarken Buch finde ich die kunstvolle Verbindung von mehreren erzählerischen Ebenen: zum einen die Verbindung der zeitlichen Ebenen: die Betrachtung der berühmten alttestamentarischen Persönlichkeit Moses, wobei besonders der Aspekt seiner familiären und freundschaftlichen Beziehungen herausgehoben wird mit der heutigen Zeit, in dessen Fokus eine junge Frau mit in unserer Gesellschaft sehr anerkannten Attributen steht.
Als eine echte Bereicherung empfinde ich das Hineinweben in unsere deutsche Geschichte, die ja nicht nur die deutsche, sondern auch die Geschichte Europas, vor allem Osteuropa mit prägt.
Des weiteren gibt es die Verbindung der räumlichen UND zeitlichen Ebenen:
Moses beamt sich aus seiner Zeit im Orient und sämtlichen menschlichen Verbindungen heraus in eine Zeit und in ein westeuropäisches Land, welches selbst in Europa einen Sonderstatus einnimmt und in welchem es kaum noch größere Unterschiede geben kann zu seinem Herkunftsland. Ebenso können die Protagonistinnen, die in Moses Leben, im früheren und im jetzigen Leben, eine Rolle spielen, unterschiedlicher gar nicht sein.
Am spannendsten finde ich die dritte Verflechtung : die Verwebung der rationalen, fiktionalen und emotionalen Ebenen. Hier wird den Zuhörenden sehr viel Raum gelassen für Phantasie, gedankliche Kreativität und Individualität in Bezug auf das Verständnis des Werkes. Es gibt mehrere Möglichkeiten der Deutungen, und diese wird der/ dem Leser/in frei gestellt.
Das Buch hat viele Inhalte, und ich als Leserin darf mir herauspicken, welcher Inhalt für mich wichtig ist. Dieser Roman weckt die Kreativität des Denkens.
Sehr empfehlenswert für eine Leserschaft, die spielerisch und kreativ denkt.
G. Prömel, Berlin