Manfred Schwab - Invasion
Invasion
Wo ist er hin, der Friede
der gestern noch
so selbstverständlich war
Eine Invasions-Armee
hat ihn mir fortgenommen
in meinem Sommerhaus
Heere die nach Menschen-Art
geschäftig hin und her marschieren
nach geheimen Eroberungsplänen
oder ziellos planlos spazieren
über die Decke das Kissen
das Laken meines Betts
Die nächtliche Kriegserklärung
eines feindlichen Ameisen-Staates
macht mich ratlos schlaflos verloren
Wohin soll ich nun betten
die müden Glieder das
verwirrte Haupt?
Soll ich das Auswärtige Amt einschalten
die Verteidigungsministerin?
Die EU die NATO die UNO bitten
um eiliges Entsenden ihrer Drohnen
Bomber Raketen Schnellen Eingreiftruppen?
Hab stattdessen sie mir einzeln vorgeknöpft
die Provokateure Okkupanten Terroristen
gepickt gezwickt zerrieben sie
zwischen meinen aggressiven
(nein: völlig defensiven)
Fingerspitzen
Doch immer wieder marschieren
neue Bataillone auf
Welle um Welle
wie aus dem Nichts
Ohnmächtig steh ich im Hemd
vor meinem fremdbesiedelten Bett –
wer gewährt mir Asyl?
Hämisch grinst durchs Kammerfenster
von ganz rechts oben
glatzköpfig der Mond