Eröffnung der Gedenkstätte für die Menschenwürde war ein großer Erfolg

Groß war der Andrang gestern bei der Eröffnung der Gedenkstätte für die Menschenwürde. Mehr als 100 Vertreter regionaler Politik, Verwaltung und Wirtschaft und viele Familienangehörige der Opfer hatten sich am Sonntag zur Einweihung der Gedenkstätte für die Menschenwürde im Andreaswerk eingefunden. In einer überzeugenden kleinen Zeremonie wurden die Namen der 88 Menschen aus dem Landkreis Vechta  verlesen, die den Euthanasiebestrebungen der Nazis in der Heil- und Pflegeinrichtung Wehnen zum Opfer gefallen sind.

Auch am Nachmittag fanden zahlreiche Besucher ihren Weg zur Gedenkstätte.

Das Buch  zu den Ereignissen wurde von zahllosen Besuchern mitgenommen, die sich nun in Ruhe daheim mit den Vorgängen auseinandersetzen.

 

 

Axel Fahl-Dreger und Ingo Harms

Wege des Gedenkens.

Die Opfer der NS-Euthanasie aus dem Landkreis Vechta

Hrsg. Andreaswerk  e.V.

Geest-Verlag 2024

ISBN 978-3-86685-676-9

ca.220 S., 115 Abbildungen, 18 Euro

Das Erscheinen dieses Buches hat einen besonderen Anlass: Die Einweihung der „Gedenkstätte für die Menschenwürde“ des Andreaswerkse.V. am 1. September 2024.
Diese Gedenkstätte erinnert an 88 aus dem Landkreis Vechta stammende Opfer der NS-Krankenmorde in der Heil- und Pflegeanstalt Wehnen. Anhand der Krankenakten wird ihr Patientenschicksal und – soweit die Akten Auskunft geben – ihr Leben dargestellt. Elf ausführliche Darstellungen und 77 Kurzbeschreibungen rufen diese Menschen, die krank und hilfsbedürftig waren, in unser Gedächtnis zurück. Statt Pflege erfuhren sie Gewalt, statt Fürsorge Ausgrenzung. Von ihren Ärzten für „lebensunwert“ erklärt, ließ man sie hungern und sterben. 88 Geschichten handeln von unterschiedlichen Schicksalen, und doch erzählen sie dasselbe: Der einzige Garant für ein „Nie wieder“ ist die Achtung der Menschenwürde.

Die Einblicke, die das Buch in das Leben im Nationalsozialismus gibt, sollen an den Nährboden für die Entstehung und die Auswirkungen des Nationalsozialismus im Alltag erinnern. Am Beispiel der Großen Straße in Vechta wird beschrieben, aus welchen Gebäuden sich die NS-Organe und ihre Träger entfalten konnten und aus welchen ihnen Widerstand entgegengebracht wurde. Innerhalb von nur fünf Jahren durchdrang der grausame Machtapparat der NS-Diktatur alle Lebensbereiche. Er schuf eine Schreckensherrschaft, der letztlich auf der ganzen Welt Millionen von Menschen zum Opfer fielen. Viele von ihnen sind bis heute immer noch unbekannt.

 Möge dieses Buch Mut machen, weitere Verfolgte, Misshandelte und Ermordete der NS-Zeit dem Vergessen zu entreißen.