04.09.2024 - aktueller Autor - Frank M. Fischer


 


Frank M. Fischer

Der Autor ist ein Wesen aus Zeit. Er lebt mit seiner Familie meistens in dieser Welt. Die Luft, die er atmet, besteht im Wesentlichen aus Poesie. Er bemüht sich nach Kräften, diese Welt zu einem poetischen Ort zu machen, aber er stellt täglich fest, dass es schwer ist. Er ist mit ganzem Herzen Arzt und Kinder- und Jugendpsychiater in einer Kinderklinik, das hilft. Wenn nichts mehr geht, lebt er als Hund. Oder er plant den nächsten Poetry Slam, um wieder auf die Suche zu gehen nach dem, was bei uns aushält.

www.frank-maria-fischer.de(link is external)


Ein Gefäß für den Tag – A vessel for the day. Gedichte/Poems und ein Essay. Geest-Verlag,.Vechta 2021
Wir Schlafenden. Geest Verlag. Vechta 2020
Was bei uns aushält. Gedichte. Geest-Verlag, Vechta 2020

 

Sterben und Auferstehung       (aus zwei Klicks ...)
(für Ingeborg Bachmann)

Wir suchen nach Trost und Schönheit
Und finden nur einen Ausbruch von Unruhe
Im limbischen System
       ein Tosen der Transmitter
In der Gegenwart einer vergänglichen Zeit
Die uns undeutlich vorausgegangen war
Und nun in Geräuschen zurückkommt zu uns
Ins Erzählbare

Wenn die Träumer mit verbranntem
            ausgestrecktem Finger
Auf die gerodeten Flächen zeigen
                    wo noch die
Rauchschwaden wie Vorhänge aus Unschuld
Über den verkohlten Regenwaldresten schweben
Fragen wir uns wieder was wir tun könnten
Um den nächsten Schritt in unser aller
Notwendigen Entwicklung zu beschleunigen

Wenn wir überlegen was wir den
CRISP-Maschinen befehlen müssen
Zu was wir werden wollen
Um voranzukommen
Um uns neu zu codieren
Entsteht in uns eine seltsame Sehnsucht
Fabelwesen werden zu können
Zentauren halb Mensch und halb Pferd
Wild und zugleich prophetisch begabt
Der Wunsch vor uns selbst fliehen zu können
Um Wir zu sein
            fällt aber
Immer nur auf unser Erscheinen in der
                  Zeit zurück
Auf unsere Hilflosigkeit darüber
                              mehr sein zu müssen
Als ein sensorischer Mikrochip
                   der darauf wartet
Durch ein Internet der Dinge endlich an etwas Großes
             angeschlossen zu werden
Um sich aufzulösen zu dürfen in einem virtuellen
Strom aus Zahlenreihen auf dem Weg
Zur Unendlichkeit

Als wir nach etwas in uns selbst zu suchen
                                                  begannen
Das uns ein märchenhaftes Sein hätte geben können
Das den Träumen von uns selbst gerecht werden würde
Das nicht Flucht wäre wie die Behauptung
Auch der Geist sei nur ein Programm
Das einem komplexen Algorithmus folge
                                      erkannten wir
Dass wir eine Entscheidung treffen mussten
Dass wir die Angst vor unserem Affenkörper
Als etwas Deutbares erkennen mussten
Dass der Zauber darin bestand
                             unsere Wirklichkeit
Mit dem Risiko der Verletzbarkeit zu füllen
                             mit Fleisch und Knochen
Mit dem Blut der Geburt
Mit einem Bekenntnis zur Hingabe
Ans Unbekannte