Judith Trapp - Am See
Judith Trapp
Am See
Am See
enden die Regentage;
im freudigen Maigrün
spaliert Hochgewachsenes;
dem ersten Nackten reicht das Kraut
nicht über die Hüfte.
Im See
zockelt das Blässhuhn
gegen Wind und Wellenstrom an,
taucht darunter;
beschattet nur
fremder Vogel schwarz das Bild.
In mir
formiert sich eine Fragen-Armada,
kehre ich kurz
die letzten Schritte um,
suche im nassen Gras.
Sauer der Ampfer.
Für Sekunden
reift die schönste Brosche an meiner Herzbrust,
hebt sich dann wieder
in den Himmel:
Ein rankes, rotes Libellenkorpulat
in seiner halbrunden Verschränkung.
Tapfer.
Über dem See
sticht ein fremder Vogel durch die Luft
ist er schwarz?