08.12.2024 - aktuelle Autorin - Katharina Körting

Katharina Körting schreibt Lyrik, Lieder und Prosa. 2024 war sie Arbeitsstipendiatin für deutschsprachige Literatur der Berliner Senatsverwaltung für Kultur und Gesellschaftlichen Zusammenhalt. Sie studierte Philosophie, Romanistik, Soziologie in Freiburg, Lyon und Berlin (M. A. phil.). Über ihre Verse sagt die Autorin: „Das liegt dann plötzlich in meinem Kopf.“

Im Geest-Verlag erschienen

Körting, Katharina - dAS vORKOMMEN VON oRGANEN AN UNGEWÖHNLICHEN sTELLEN - GEDICHTEt - mit Bildern von Julia Mabry

Mit Tupfer

Die Stadt liegt so sanft 
im September
glimmt lodernd der Duft
nach geraspeltem Holz mischt sich
in lauen Teer Busgestank in ein Licht klar wie Tau
wie ihr scheubuntes Brodeln in Grün
erfrischt 
nach den kühleren Nächten
wie sie streicht über wollenes Tuch
vor der Zeit, und
am Ende fällt
mit dem Tag
strahlend weich: Untergang 
der auf den Blechen glänzt 
am Horizont, rund und kühn:
Abend!

Die Stadt wacht noch hell
im September
Ihr Gelächter klingt sämig 
Dick gleitet ihr Lächeln – frappé! –
über zuckrige Glaskanten, sechseckig – Schnee? –
Milch und Sahne
zu weiß
für die Nacht
Flüstert rau
Sie verdoppelt den Charme nüchtern
rechnend; ihr Wert
schwebt morbide
berauscht vom Nochnicht
bald berückend vorbei
noch gerührt noch begehrt 
Atmet tief ein, wie trinkend: Verzückung
Noch schenken sie Eiskaffee aus
und verhökern
den Sommer zum halben Preis
sitzen draußen
und schlendern mit Jacken am Zipfel auf Schultern
geschnipst, linde nickend 
und barfuß im Schuh
Noch gilt es!
Berlin, wie du glühst!

Lässt du noch nicht los
im September
lullst du dich noch ein 
zwingst du die Gedanken
nach vorn, locken schon deine Läden 
mit Später, ihr Trost 
ist Betrug ist Zerstörung
verkünden die Tafeln der Bistros
die Suppe zu Mittag 
Ganz fein
schlingt sich noch eine Linie 
um Winkel
von Mündern, erleichtert
erkannt –

Die Stadt liegt auf Samt 
im September
und ändert grob ihr Sortiment.