Mateusz Gawlik, Herborn
Hör doch, in aller Stille bricht im Wald der
Morgen an


Der Atemzug entgleist. Zutage kommen
mäßiger Frost und dichter Schneefall. Ohne Gewicht
fällt die Dämmerung von den Lidern. Leichter
als in der Ansiedlung von Geflüchteten wiegt
der Neuschnee
auf dem Grashalm. Sanft unterdrückt die Schneelast
nasskalte Tränen der Wanderschaft. Schnee verwehte Wege.
Sieh doch, dringt der Sonnenstrahl in den Mischwald
ein, untermalt die Lichtung die Schwerkraft.
Wild verbreitet
Spuren. In dem Hasensprung zeichnen sich zarte
Trittsiegel ab. Der Elsterweg folgt dem Klopfen der Spechte.
Achte auf dein Gewicht, der Eindruck der Stille
schweigt nicht. Zerhackte Zapfen fingerkalt abseits der Zweige,
liegen unter Gefrierpunkt, Migranten stammen
aus dem markanten Windhauch der Eiszeit. Setzt die Kaltluft
an, besonnen schneeschön blühen Wimpern.

aus Mensch sein, Herz haben, sich emören. Geest-Verlag 2021

Mateusz Gawlik, geboren in Kielce, Polen. Abitur am Johanneum-Gymnasium in Herborn. Studium in Germersheim, Carbondale, Boulder und Frankfurt am Main. Bildungsreise Türkei. Ehrenamtlicher Helfer für Geflüchtete, Sprachlehrer. Gewinner Lyrischer Lor-beer 2019.