Dieter Wöhrle - Das Hundegleichnis (Gedicht des Tages)

Hördatei: 

Das Hundegleichnis

Man hört den Hund erbärmlich heulen, jaulen:
Sein Herr mit einer Leine schlägt brutal,
beschimpft, verhöhnt, verletzt ihn auch verbal.
Man möchte helfen, dieses Tier nur kraulen.
Es weht sich nicht und ist doch groß und stark.
Entsetzlich klingt sein Winseln, dringt ins Mark.

Dem Tierfreund reicht´s, er geht beherzt dazwischen:
Dem Schläger zeigt der Hund sich freundlich, zahm,
doch beißt er den, der ihm zu Hilfe kam.
Sein Jaulen wird zum Kläffen, Knurren, Zischen.
Der Tierfreund fragt sich: Was läuft hier verkehrt?
Er muss zum Arzt, und dort wird er belehrt:

„Ein Hund wird jeden Grobian beschützen,
schlägt der als Herr ihn krumm und lahm und wund.
Wird er gepeinigt, kennt der arme Hund
nur noch die Angst. Moral kann wenig nützen.
Denn was die Angst regiert, ist ungesund.“
So spricht der Arzt. So lautet sein Befund.

Berlin, 24. 7.2013

Dieter Wöhrle
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