Leon lebte unzufrieden.
Alles ging im Leben schief:
erst der Job weg, dann geschieden.
Er wurd´ böse, aggressiv.
Um sich selbst zu therapieren,
zu erkennen seinen Wert,
musst´ er siegen, nicht verlieren.
Kickboxing war nicht verkehrt.

Ab ins Gym, dort hieß es schuften.
Er war fleißig, und schon bald
schienen Pfunde zu verduften.
Abends joggte er im Wald.
Und schon fühlte er sich besser,
wirkte ständig unter Strom.
Wenn er sprach, so klang es kesser,
irgendwie auch autonom.

Doch wenn er vor schönen Frauen
zeigte seine Muskelpracht,
hoben diese nur die Brauen.
Und so kam ihm ein Verdacht:
So kann keiner jemals schlagen,
was verdirbt die Heiterkeit:
Armut, Ängste, Elendsplagen,
Hass und Missgunst, Wut und Neid.

Wenn das Glück nur einem lacht,
der nicht sieht, was elend macht,
hat er in der Lebensschlacht
schnell der Nachbarn Zorn entfacht.

Berlin, 9.11.2013

Dieter Wöhrle
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