Dieter Wöhrle - Mitteilungen über die Gebrauchslyrik (Gedicht des Tages)

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Mitteilungen über die Gebrauchslyrik

Von vielen möchte sie verstanden werden,
nicht nur von einer ausgewählten Schar.
Ihr Autor muss sich vor dem Schreiben erden
und darf sich nicht geheimnisvoll gebärden.
Was sie zu sagen hat, das sagt sie klar.

Auf Straßenpflaster ihre Themen kleben.
Sie liest, versteht die Zeichen an der Wand
und auch den Goethe. Wie war das doch eben?
„Greift nur hinein ins volle Menschenleben!
Und wo ihr´s packt, da ist´s interessant!“

Der Leser stutzt. Er hat schon selbst erfahren
so manches, wovon ein Gedicht erzählt.
Was er da liest, ist auf der Welt in Scharen
und nicht herbeigezogen an den Haaren.
Er schmunzelt. Und noch nicht einmal gequält.

Es ist ihr recht, wenn wir uns selbst erkennen
beim Lesen. Sehen wir abscheulich aus,
so müssen wir nicht gleich verzweifeln, flennen,
geschweige denn zum Psychoklempner rennen.
Am Ende käme wenig dabei raus.

Doch ihre Texte sollen wir gebrauchen,
um uns´re Welt mal anders anzuseh´n.
Wir müssen uns nicht das Gehirn verstauchen,
doch schadet´s nicht, wenn uns die Köpfe rauchen.
Wer sie gebraucht, der wird sie auch versteh´n.

Dieter Wöhrle
Rheinstraße 50
12161 Berlin
Tel.: 030 – 392 22 94
Mail: dieterwoehrle@web.de
http://www.dieterwoehrle.jimdo.com