Dirk Lüken - Grenzerfahrungen (Gedicht des Tages am 5. Dezember)
Hördatei:
Dirk Lüken, Berne
Grenzerfahrungen
Ataraxia
Wieder kommt sie mir in den Sinn
aus der Tiefe der Zeit
die Meeresstille der Seele
Ataraxia
wenn sie doch dauerte
wenn sie doch bliebe
Letztlich
Irgendwann
muss einmal Schluss sein
irgendwo
bliebt ein Jegliches liegen
ist das der Weisheit letzter Schluss
liegt darin Wahrheit
endgültige
Beides immer wieder
Wie dunkel doch
können die Stunden sein
wie immer auch
voller Licht
du wirst es
dieses und jenes
erfahren
dir wird es geschehen
immer wieder
Schläfrigkeit
Eintönigkeit
der Regentropfen
auf der Fensterscheibe
zwischen den Zweigen davor
nur Wolkengrau
was zu beschreiben wäre
den müden Sinnen
ist es längst entfallen
Merkmale
Die frühen Tautropfen
die du bemerkst
du spürst die Morgenfrische des Grases
und denkst an das
was unwiderruflich ist
mit wachen Sinnen
so trotzt du
dem Verderben des Tages
Brunnentiefe
Wenn du den Stein wirfst
ins modrige Dunkel
tief unten aus schwärzlichem Wasser
es dir heraufhallt
es ist kein Raunen
kein Murmeln
keine verständliche Rede gar
nirgends ein Klang
was dich erreicht
ein Geräusch ist es nur
sprachlos bleibt dir
die Vergangenheit
Erwähnenswertes
Sind die lichtdurchwirkten Tage
erwähnenswerter
als die grau verdämmernden
sind die nebelkalten Herbste
weniger wichtig
als die Sommer im Sonnenglanz
was ist erwähnenswert
was sich zum Bild fügt
wozu Worte sich finden lassen
doch wozu alle Worte
wozu alle Bilder
wenn die Finsternis bleibt
auch in den lichtdurchwirkten Tagen
auch in des Sommers Glanz