Emely Lena (Pseudonym) - Mein Leben werde ich packen (Jugendliche melden sich zu Wort am 10. Mai)

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Mein Leben werde ich packen

Mein Weg war ein schwieriger Weg. Ein Weg ins Unglück, könnte ich behaupten. Manchmal habe ich das Gefühl, dass meine Geburt der Fehler meines Lebens war. Ich war ein sehr schüchternes kleines Mädchen, nicht mal mit meinen Großeltern wollte ich reden. Ich bin un-ter Jungs aufgewachsen und hatte nie den Mut, mich mit einem Mädchen anzufreunden. Ich bin mit meinen Eltern und meinen beiden großen Brüdern in Essen aufgewachsen. Meine Brüder sind echt die Tollsten, auch wenn wir uns oft streiten. Sie waren immer für mich da und ha-ben mich beschützt. Dafür sind sie schließlich da. Kurz bevor ich in die Schule kam, musste ich eine Ergotherapie machen gegen meine Schüchternheit.
Damals hat noch niemand geahnt, was für ein Mensch eigentlich in mir steckt. Immer mehr hat sich gezeigt, wie stur, abgedreht und ag-gressiv ich war. Noch war es halb so schlimm. Oft waren wir in Holland auf dem Camping-platz, meinem liebsten Ort auf der ganzen Welt. Dort konnte ich sein, was ich wirklich bin. Dort hatte ich null Sorgen. Dort, und nur dort, konnte ich wunschlos glücklich sein. Und nie-mals hätte ich gedacht, dass es mal enden musste. Meine Eltern trennten sich, was mich nicht im Geringsten interessiert hat. Ich hab es nicht verstanden, man hat es mir nie erklärt, und ich war nicht traurig darüber. Den Grund kenn ich bis heute noch nicht.
Ich weiß nur, dass mein Vater arbeitslos wur-de. Und das wurde für mich zur absoluten Höl-lenqual! Er konnte die Kosten für das Camping nicht mehr bezahlen, wir mussten gehen. Für mich zerbrach die ganze Welt, mein Leben schien mir soooo sinnlos. Ich wusste, alle mei-ne Freunde, die für mich eine Familie waren, würde ich nie wieder sehen, und darunter mei-nen allerbesten Freund. Den besten und tolls-ten, den ich jemals hatte.
So wurde mir auch diese blöde Therapie zum Verhängnis. Ich wurde zu einem echten Sor-genkind. Immer war ich das schwarze Schaf in der Familie. Jemand reizte mich, und ich ging sofort in die Luft wie eine Rakete. Habe kleine-re Kinder geschlagen und musste einfach im-mer irgendwo draufhauen. Immer habe ich Streit gesucht, und wie ich geredet habe, war echt fürchterlich.
Dann bin ich an neue Leute geraten, die mich total verändert haben. Mein ganzes Leben ha-ben sie auf den Kopf gestellt, und ich hatte wieder dieses Glücksgefühl. Das von früher. Dieser Spaß und diese neuen Erfahrungen. Das Erwachsenwerden. Diese Zeit ist aber leider auch schon wieder vorbei. Ich hatte oft viel Streit mit meiner Mutter, weil sie mich einfach nicht verstand. Das kann niemand, und das nehme ich auch niemandem übel.
Jetzt bin ich vierzehn, das ist echt ein schwieri-ges Alter. Die typischen Probleme. Ich bin nicht glücklich mit meinem Leben, wie es gelaufen ist, aber auch nicht unglücklich. Ich bin trotz allem froh, wie es jetzt ist. Mein Leben werde ich packen, ich kann schon locker auf eigenen Beinen stehen. Das habe ich schon als ganz kleines Kind gelernt. Und ich weiß nicht, ob man es sieht, noch bis heute, diese Leere in meinen Augen.

Emely Lena ( Pseudonym; 14 Jahre )

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