Marina Valentin - Glücklich bin ich (Jugendliche melden sich zu Wort am 27. Januar)

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Glücklich bin ich

Mein Name ist Marina Valentin, und ich bin acht-zehn Jahre alt. Ich wurde im Ruhrgebiet geboren und lebe dort auch mit meiner Familie. Wir fühlen uns hier auch wohl. Von meiner Großmutter habe ich in den letzten Jahren viel über die deutsche Ge-schichte erfahren. Schließlich hat sie den zweiten Weltkrieg hautnah miterlebt und weiß auch, wie zerstört das Land damals war. Sie hat mir berich-tet, unter welchen Bedingungen sie und ihre Familie damals leben mussten: keine vernünftige Wohnung mehr, Schlafmöglichkeiten fanden sie in einer Kir-che. Das Schlimmste, was sie mir erzählt hat, ist die Tatsache, dass sie sich von Kartoffelschalen an-derer ernähren mussten. Sie hatten kein Geld für vernünftige Lebensmittel.
Heutzutage ist das für mich persönlich unvorstell-bar. Wahrscheinlich kann ich mir heute auch gar nicht vorstellen, unter welchen Bedingungen die Menschen damals leben mussten. Jede Sekunde, die Angst zu spüren, dass das Leben morgen even-tuell schon zu Ende sein kann. Genau aus diesen Lebenserfahrungen meiner Großmutter heraus weiß ich es heute zu schätzen, wenn ich jeden Tag eine warme Mahlzeit auf den Tisch bekomme und ich nicht darüber nachdenken muss, wie es morgen vielleicht aussehen könnte.
Glücklich bin ich auch darüber, dass ich hier meinen Freund kennen gelernt habe, mit dem ich jetzt schon seit fast zwei Jahren glücklich zusammen bin. Er selber stammt aus der Türkei, und nicht nur aus diesem Grund gab es einige Schwierigkeiten in un-serer Beziehung. Wir haben diese jedoch gut über-standen.
Hier im Ruhrgebiet habe ich das „multikulturelle miteinander Leben“ kennen und schätzen gelernt. Wenn sich jeder gegenseitig respektiert und akzep-tiert, steht dem Zusammenleben verschiedener Kulturen nichts im Wege. Dass das funktionieren kann, zeigt vor allem die Beziehung zwischen mei-nem Freund und mir.

Marina Valentin ( 18 Jahre )

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