Rainer Weingärtner - Marode Ode zum Lob der Xenophobia (Gedicht des Tages am 2. Mai)

Hördatei: 

Marode Ode zum Lob der Xenophobia

Sie fliehen Hunger – Krankheit – Morden –
›Freiheit – das Wort unbekannt‹
hoch in den fremden – kalten Norden –
hoffend ins gelobte Land .

Sind uns nur gier’ge – schwier’ge Horden –
all ihre Not unint'ressant.
Was kümmern uns schon ihre Sorgen –
Verzweiflung – Hoffnung ungenannt.

Würden gern von heut auf morgen
nach Elendland sie rückentsorgen.
Auch wenn sie nur vom Übertand
ein wenig Glück sich borgen.

Ja – wenn wir sie erst losgeworden –
wir wären drogenfreies Land –
und trügen alle Anstandsorden –
Verbrechen wären unbekannt.

Wir könnten ohne Einbruchssorgen –
gleich morgen oder nächstes Jahr –
relaxen uns – von Algier bis Pretoria.

Das war die marode Ode
zum Lob der Xenophobia.

Buch: