Rudolf Schlabach - Jetzt (Gedicht des Tages)

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Rudolf Schlabach
Jetzt

 

JETZT

Ehemals hatte ich’s
schwer mit der Frage
nach Sinn. Mein ganzes
Leben hindurch blieb
sie mir wie ein Verhängnis.

Nun aber, nur noch
langsamen Schrittes,
genügt es mir schon,
ja ist es Glück mir,
zu gehen etwa
am Bach entlang
den alten Weg.

Der lautlose Himmel
ist nebelgrau. Der Herbst
zaubert Farbe ins Laub.
Die welken Blätter
unter meinen Füßen
rascheln und sind
wie ein Teppich weich.

Bald werden sie modern.

Ich höre das sanfte
Murmeln des Wassers.
Die Welt nimmt sich zurück
wie leiser Atem.

Ich habe auf nichts
mehr eine Antwort –
aber auch meine Fragen
vergaß ich.