Sebastian Katz - Ich, Marco, setze auf etwas anderes (Jugendliche melden sich zu Worta am 25. August)

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Ich, Marco, setze auf etwas anderes

Ich bin allein. Ich weiß, was Liebe bedeutet. Das glaube ich. Ich weiß aber nicht, wie Liebe sich an-fühlt. Ich heiße Marco und bin achtzehn Jahre alt. Ich bin allein. Ich beneide alle meine Freunde, die eine Freundin haben und diese auch wirklich lieben. Sie sagen zu mir immer, wenn ich sie frage, ob sie sich lieben: „Wir lieben uns, weil wir einander blind vertrauen können, weil wir uns geborgen fühlen.“
Ich frage mich oft, ob sie mir die Wahrheit sagen. Mein Vertrauen gegenüber meinen Mitmenschen ist getrübt. Ich glaube nichts mehr, was ich nicht schriftlich vorliegen habe. Ich traue niemandem mehr, nicht einmal meinen eigenen Eltern. Immer wenn ich bereit war, einer Person zu vertrauen, wurde ich von dieser hintergangen oder belogen. Und Liebe basiert doch auf Vertrauen. Oder? Das ist der Grund, warum ich befürchte, dass ich nieman-den lieben kann.  
Vielleicht sollte ich ja mal einen Psychologen aufsu-chen, der mir, Marco, weiterhilft? Doch kann ich diesem Mann oder dieser Frau trauen? Es ist im-merhin ihr Beruf, mir die Wahrheit zu sagen! Aber was ist, wenn diese Wahrheit eine Lüge ist? Ich glaube, ich lasse es lieber. Dann werde ich wenigs-tens nicht wieder belogen.
Ich setze auf etwas anderes, auf eine Vorstellung: auf die Liebe auf den ersten Blick. Denn von einer Vorstellung kann ich nicht enttäuscht werden, weil klar ist, dass sie nicht wahr sein muss.

Sebastian Katz

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