lauter niemand schreibt Preis für politische Lyrik aus

15. April 2009

lauter niemand schreibt Preis für politische Lyrik aus

Die Berliner Zeitschrift für Lyrik und Prosa lauter niemand schreibt in ihrer 9. Ausgabe einen Preis für politische Lyrik aus.

Ziel ist es, den politischen „lauter niemanden“ im Lande eine Stimme zu
verleihen. Der Preis ist mit insgesamt 1.000 Euro dotiert.
Einsendeschluss ist der 15. April 2009. Teilnahmebedingungen im Heft
oder unter www.lauter-niemand.de.

Die Zeitschrift, die vor allem noch unbekannten Autoren eine Plattform bieten will, wird einmal jährlich vom Verein lauter niemand
herausgegeben und erscheint deutschlandweit in einer Auflage von 8.000
Exemplaren. Erhältlich ist das Heft im Bahnhofsbuchhandel und im
Pressehandel (Preis: 4 Euro / ISSN: 1437-7136).

 

lauter niemand preis für politische lyrik 2009

Stifter: Jörn Sack
 
ziele
Der lauter niemand preis für politische lyrik
zeichnet einmal jährlich lyrische Werke in deutscher Sprache aus, die
sich mit Politik oder gesellschaftspolitischen Themen im weiteren Sinne
befassen. Diese Themen sollen mit den literarischen Mitteln, welche
Gedichte, Lieder, Versdramen oder ähnliches bieten unter originellen
Gesichtspunkten betrachtet oder auf wesentliche Aussagen zugespitzt in
die öffentliche Diskussion gebracht werden. Gleichzeitig soll die Lyrik
im Prozess politischer Willensbildung wieder die Bedeutung erlangen,
die ihr eigentlich traditionell dafür zukommt.

preise und preisvergabe

Es
werden drei Autoren oder eingesendete Werke mit jeweils 500 Euro, 300
Euro und 200 Euro ausgezeichnet. Die Preise vergeben drei Juroren, die
der Stifter des Preises Jörn Sack einvernehmlich mit der Redaktion von
lauter niemand bestimmt. Die Juroren entscheiden nach Abstimmung
mehrheitlich. Einzelnen Autoren können keine Gründe für die
Entscheidung außerhalb des Kreises der Jury genannt werden. Stehen nach
Auffassung der Juroren keine oder keine ausreichende Zahl preiswürdiger
Werke zur Auswahl, wird kein Preis oder nur ein eingeschränkter Preis
vergeben. Bei Veröffentlichung in einer Ausgabe von lauter niemand
erhält jeder Autor sechs Belegexemplare.

teilnahmebedingungen

Eingereicht
werden können bis zu fünf eigene lyrische Werke in deutscher Sprache.
Gemeinsame Werke mehrerer Autoren sind zulässig. Bei bereits
veröffentlichten Werken sind Angaben über die Art und Weise der
Veröffentlichung zu machen. Die Werke sollten innerhalb der letzten
drei Jahre entstanden sein. Die Einsender erklären sich bereit, dass
Ihre Gedichte auf der Homepage oder in einer Ausgabe von lauter
niemand, der Zeitschrift für Lyrik und Prosa, kostenlos veröffentlicht
werden können. Die Rechte verbleiben bei den Autoren. Die Redaktion von
lauter niemand geht von einer prinzipiellen Bereitschaft der Autoren an
einer Teilnahme bei einer Lesung zur Preisverleihung aus. Fahrtkosten
können nach Absprache eventuell übernommen werden. Alle Einsendungen
werden weder weiter gereicht noch zurück gesandt.

einsendeschluss und adresse:

Die Werke mit einer kurzen Autorenbiographie sind bis 15. April 2009 an die Redaktion von lauter niemandunter dem Stichwort „politsiche lyrik 2009“ in der Betreffzeile an folgende Mailadresse zu senden. Es sollten dies möglichst Word- Dokumente sein.

Bitte nur falls notwendig die Gedichte auf postalischen Weg an die Redaktionsadresse von lauter niemand senden.

Mailadresse:        redaktion@lauter-niemand.de

Postadresse:        lauter niemand redaktion

                               c/o Clemens Kuhnert

                               Friedelstr. 54

                               12047 Berlin

 

                               Stichwort „politische lyrik 2009

 

Der
Stifter des Preises Jörn Sack und die Redaktion von lauter niemand
wünschen Euch viele gute Einfälle, wie die drängenden politischen
Themen auf den lyrischen Punkt gebracht werden können.

Berlin, den 15. Dezember 2008.

Die Redaktion

gedanken des stifters zur auslobung

Artensterben
ist uns zum vertrauten Begriff geworden. Während die Literatur
allenthalben wild wuchert und die Grenzen zwischen den Genres
verfließen, verödet die Lyrik zu einem artenarmen Revier. Das Versepos,
die Ode, die Ballade, das Lied sind schon oder nahezu ausgestorben.
Pentameter, Hexameter, Alexandriner, jambische und trochäische Vier-
und Fünffüßer stehen als Fossilien im Sprachmuseum. Reim und Sonett
kämpfen um ihr Überleben. Die volle Sprachlust ist dahin. Wenig Neues
ist hinzugekommen (Song, Slam, Haiku). Vielleicht stimmt einmal jemand
(möglichst mit viel leisem Humor) ein Klagelied über die versunkene
lyrische  Welt an.

Mich
persönlich bewegt das Aussterben einer lyrischen Gattung, die im
deutschen Sprachraum eine lange Tradition hat, weil sie bis auf Walther
von der Vogelweyde zurückgeht: Die politische Poesie. Trotz - oder
wegen? - des vielfachen Elends der deutschen Politik hat sie sich in
den Werken von Schiller, Heine, Tucholsky, Brecht, Heiner Müller und
auch Biermann zu beachtlichen Leistungen emporgeschwungen. Zu Werken
von bleibendem literarischen Wert, zu mehr als nur Zeitzeugnissen.

Die
junge Generation der Dichter aber macht um die politische Lyrik einen
weiten Bogen. Privatestes und Phantasiewelten geben die Themen vor.
Eros, Tod und Leere werden strapaziert. Erklärt sich die Flucht in die
Mikrokosmen, ins Phantastische, Extreme, Kuriose, Gestopfte aus dem
Scheitern der politisch verfehlten Hoffnungen von 1968? Oder ist es
einfach so, dass man politisch nicht dichten kann, wenn es keine klaren
Fronten mehr gibt? Kein Ziel, für das sich zu kämpfen - oder gar zu
sterben - lohnte? Wenn keine Utopien, nicht einmal mehr große
Hoffnungen gehegt werden; allenfalls von Zeit zu Zeit ein
Hoffnungsträger auftaucht wie "…dann und wann ein weißer Elefant" in
Rilkes Gedicht vom Kinder-Karussell? Ist politische Poesie sinnlos in
einer Zeit, die von Sachzwängen, Pragmatismus, Technizität und der
letztlich undurchschaubaren Komplexität des allzeit fröhlich-tragisch
schäumenden Gebräus der Weltgesellschaft geprägt ist? In der die
Wirtschaft und nicht die Politik herrscht? In der Diktatur und
Zwangsherrschaft nicht hautnah spürbar sind? Oder muss das politische
Gedicht von heute anders aussehen als früher, kein Kampfgedicht, kein
Spottgedicht, kein Hassgedicht mehr sein, sondern nachdenklicher,
verhaltener, versteckter daherkommen und die gesellschaftlichen
Probleme aufspüren und angehen? Dass wir wieder bei der
Spießermentalität von "Pfui, ein politisch Lied, ein garstig Lied!"
angekommen sind, möchte ich nicht glauben.

Es
bringt nichts zu klagen und zu fragen. Ich würde gerne Widerspruch und
Zuspruch erfahren in Form von Gedichten, Liedern, Versdramen, lyrischen
Pamphleten u.a.m. und habe deshalb lauter niemand gebeten, diesen Preis
für politische Lyrik auszuschreiben.