35 Jahre deutsche Einheit – erinnern, erzählen, gestalten“ Podiumsgespräch zur Eröffnung der Ausstellung „Leseland DDR“ mit Marie-Luise Knopp am 12. September in Koblenz
35 Jahre deutsche Einheit – erinnern, erzählen, gestalten“
Podiumsgespräch zur Eröffnung der Ausstellung „Leseland DDR“
am 12. September
Ein Land, viele Geschichten: In diesem Jahr feiern wir 35 Jahre deutsche Einheit. Anlass genug, die vergangenen dreieinhalb Jahrzehnte zu reflektieren und nach unserer gemeinsamen Zukunft zu fragen. In der Veranstaltung werfen wir einen Blick zurück auf den Einigungsprozess. Wir sprechen über das Ende der DDR, Erfolge und Misserfolge, über große Entwicklungen ebenso wie über persönliche Erlebnisse in der Umbruchszeit. Wir blicken aber auch nach vorn: Was bedeutet „Einheit“ in einer immer vielfältiger werdenden Gesellschaft? Wie begegnen wir Spaltung und Polarisierung? Wie vereint können wir sein angesichts unterschiedlicher Lebenswirklichkeiten in Ost und West, Stadt und Land, zwischen Jung und Alt? Fernab von Vorurteilen möchten wir miteinander ins Gespräch kommen, wie wir die Einheit stärken und unsere Demokratie krisenfest gestalten können. Gesellschaftlicher Zusammenhalt geht uns alle an – im 35. Jahr der deutschen Einheit mehr denn je!
In einem Podiumsgespräch begegnen sich Dr. Frank Hoffmann und Marie-Luise Knopp. Dr. Frank Hoffmann ist Geschäftsführer des Instituts für Deutschlandforschung der RuhrUniversität Bochum. Er hat jahrelange Erfahrungen in der Vermittlung von zeithistorischen und kulturwissenschaftlichen Informationen über die DDR und die deutsche Einheit. Hoffmann leitet regelmäßig Exkursionen für Studierende und Bürger/-innen nach Ostdeutschland und möchte auch „tief im Westen“ Aufmerksamkeit und Interesse für Themen rund um die deutsche Teilung und Einheit wecken.
Die Zeitzeugin Marie-Luise Knopp wurde 1942 in einem kleinen Ort in der Altmark geboren, 10 Jahre arbeitete sie als Deutsch- und Geschichtslehrerin in Leipzig. Wegen geplanter Republikflucht inhaftierte die DDR sie ein Jahr im Frauengefängnis Burg Hoheneck. Nach dem Freikauf arbeitete sie 30 Jahre als Lehrerin an einer Förderschule, davon 20 Jahre in der Abteilung Kinder- und Jugendpsychiatrie der Rheinischen Landes- und Hochschulklinik. Sie absolvierte ein Zusatzstudium mit dem Abschluss Individualpsychologische Beraterin (DGIP). Ihr Interessenschwerpunkt war die Arbeit mit psychisch kranken Kindern. Hier führten mehrere Schreibprojekte zu Büchern und Lesereisen mit den Kindern und Jugendlichen quer durch Deutschland.
Die Veranstaltung findet in Kooperation mit der Bundesstiftung zur Aufarbeitung der SED-Diktatur statt.
Leseland DDR
Die Ausstellung der Bundesstiftung zur Aufarbeitung der SED-Diktatur lädt auf 20 Ausstellungstafeln mit Texten, Bildern und Videos zu einer anschaulichen Zeitreise durch das Leseland DDR ein. Ein Land, dessen Obrigkeit an die Macht des geschriebenen Wortes glaubte und es zugleich fürchtete. Wo das Lesen und Schreiben mit großem Aufwand gefördert wurde, während politisch unerwünschte Literatur in Bibliotheken nur mit einem Giftschein zugänglich war und Post und Reisende aus dem Westen nach Gedrucktem gefilzt wurden.
Leseland DDR erzählt vom Eigensinn der Menschen, die sich ihre Lektüre nicht vorschreiben lassen wollten, die für rare Bücher Schlange standen und auf der Leipziger Buchmesse so manchen begehrten Titel westdeutscher Verlage heimlich in die Tasche steckten. Die Tafeln der Ausstellung führen aber auch in die Welt der Krimis, Märchen und Science-Fiction ein, sie berichten von der Literatur aus der Sowjetunion, den schreibenden Arbeitern des sozialistischen Realismus und sie lassen in alte Kochbücher blicken. Die Schau wirft Schlaglichter auf die grenzüberschreitende Kraft, die die deutsch-deutschen Schriftstellerkontakte, das Radio und Fernsehen aber auch die Bücher entfalteten, die Weltreisen über die Mauern des Landes hinweg ermöglichten. Mit den Schriftstellern in der Friedlichen Revolution und der DDR als Thema in der Gegenwartsliteratur endet die Zeitreise. Leseland DDR ist ein Beitrag zur Kulturgeschichte der SED-Diktatur. Die Ausstellung ist zugleich eine Anregung für Jung und Alt, nach dem Besuch die alten Bücher aufzuschlagen, um die Geschichte der DDR im Spiegel ihrer Literatur (neu) zu erkunden.
Erweitert wird die Ausstellung um den Teil „Science-Fiction in der DDR“, der auf Initiative des 1985 in Ost-Berlin gegründeten Science-Fiction-Clubs Andymon von Fan-Clubs aus den neuen Bundesländern erarbeitet worden ist. Die sechs Tafeln umfassende Schau vertieft den Blick auf das Genre in der DDR und widmet sich der enthusiastischen Leserschaft, die sich seit den 1970er Jahren – zumeist unter dem Dach des Kulturbundes – in Science-Fiction-Fandoms organisierte.
Eröffnet wird die Ausstellung mit dem Podiumsgespräch „35 Jahre deutsche Einheit – erinnern, erzählen, gestalten“