Gedicht des Tages

Sabine Prilop: Erinnerung (Gedicht des Tages)

Erinnerung


Wenn ich zeitnah zurückdenke, bewegen
sich meine Gedanken auf mich zu.
In den bekannten Verstecken des Hirns
tanzen die Bilder noch ohne Unschärfe.

Das Ausloten möglicher Schärfe,
die nach Jahren noch sichtbar ist, drängt sich
wie eine doppelt geschliffene Klinge
als Wahrnehmung immer häufiger auf.

An Tagen, die etwas bedeuten,
bereue ich abends die lauten Akkorde,
die mich narrten und Glauben machten,

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Gerhard Butke - Gartentheologie (Gedicht des Tages)


Gartentheologie

Nach Eden
gen Osten hin
der Garten
aller Gärten
bewässert von
Euphrat und Tigris
mit Bäumen
und Blumen
und Samen die
Früchte bringen
und grünem Kraut
im Überfluss

Nach Gethsemane
wo Oliven wachsen
Ort der Stille
und des tiefen Schlafs
wo EINER nur wacht

Und darüber hinaus
nach Golgatha
an der Stätte
wo ER gekreuzigt wurde
ein Garten
ein leeres Grab
wo der Mandelzweig blüht

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Frauke Tuttlies - Rudi hat Köpfchen (Gedicht des Tages)



 

Rudi hat Köpfchen

 

Die Gesichter der Häuser,
verschlossen.
Abweisend standen sie,
eine Reihe.
Nr. 19 fiel nicht aus dem Rahmen. Und doch

schlummerte etwas hinter der stillen Fassade.

Vor dem Eingang stapelten sich Bewerber,
warteten auf die Öffnung der Pforten
zum Besichtigungstermin.
Unwillkürlich suchte ich Abstand.

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Pablo Neruda - Ostseeruinen (Gedicht des Tages)

 

 

von Pablo Neruda autorisierte Übersetzung aus dem chilenischen Spanisch
von Heinz Fischer, München

Ostsee-Ruinen

Danzig, vom Krieg zersiebt,
zerrissene Rose -
wie ein Gespenst unter Gespenstern,
zwischen dem Meergeruch
und dem hohen hellen Himmel,
zwischen orangesilbernen Trümmern,
ging ich durch deine Ruinen.
Der Nebel drang mit mir ein,
die eisige Schwade,
und im Herumirren
entwirrte ich die Straßen
ohne Häuser und Menschen.

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