Eröffnung Fotoiausstellung reinhard Rakow

"Foto! Foto!" lautet der Titel einer Ausstellung von Gemälden von
Reinhard Rakow im Café 21, Neuenkooper Str. 10, Berne (tel 04406-1346).

Pate für den Titel stand die Gefallsucht, von der manche Fotografierte
sich durch den Anblick einer Kamera infizieren lassen. Auf kleinen
Schwarz-Weiß-Fotos der Sechziger Jahre, sieben auf sieben, mit
lieblichem Zackenrand, springen die Infizierten einem entgegen: Der
Westentaschen-Beau mit Elvistolle und Goldarmreif, die pralle Schönheit
mit aufgestecktem Haar in Kittelschürze, die dürre Tante aus der Stadt
im selbstgeschneiderten Ausgehkostüm. Man/frau wirft sich in Pose, die
Hand innig oder den Fuß lässig auf dem Lieblingsinventar jener Zeit:
dem eigenen Käfer oder Kadett. Von hinten schleicht sich der beste
Freund, durch große Sonnenbrille geschützt, ins Bild, und via
Schattenriss kommt sogar der Fotograf selber noch aufs Silberpapier.

Die fünf Ölbilder im Format 50 mal 50, die Rakow daraus gemacht hat,
erzählen Zeitgeschichte in Beige und Sepiabraun. Vom Besitzstolz derer,
die endlich wieder wer sind, ist die Rede, vom Wirtschaftswunder, von
Privatheit. Cool sein ist angesagt, eine steife norddeutsche Brise
streckt die Frisur, und wer etwas auf sich hält, zeigt am Auto neben
der Windschutzscheibe die Antenne fürs Radio und in der Heckscheibe
mindestens einen Wimpel und eine Plakette ("Kleinbild 1 bis 5", 2009).
Eine Dreierserie (je 100 x 80, 2009) ist der Eitelkeit jener wichtigen
(oder wichtiguerischen) Männer gewidmet, die heutzutage ständig von
Termin zu Termin hetzen oder vor dem nächsten Termin oder vor sich
flüchten ("Männer im Laufschritt").

Eine andere Werkgruppe handelt von der Instrumentalisierbarkeit des
Mediums Fotografie, zum Beispiel als Medium wissenschaftlicher Analyse
(Mikroskopie), als (angebliches!?) Beweisfoto, als Casting- oder als
Fahndungsfoto. Ein Bild dieser Reihe im Format 200 x 160 cm ("Pass",
2002) zeigt aus der Nähe nichts als in liebevoller Kleinarbeit gemalte
amorphe Rasterpunkte aus schwarzem Öl. Erst nach dem Zurücktreten
außerhalb der Reichweite der eigenen Arme und Hände - außerhalb der
Erreichbarkeit - fügen sich die Partikel zu einem schwarz-weißen
Passbild, dessen strenge Kühle durch Entfremdung (oder "Entmenschung")
der abgebildeten Person den Betrachter gleichermaßen anzieht wie
irritiert.

Eine dritte Werkgruppe kommentiert spezielle Situationen der Fotografie, etwa "Verwacklung", "Unter-/ Überbelichtung" u. a. m.

Zurück geht der "Foto! Foto!"-Zyklus übrigens auf ein
Sechziger-Jahre-Titelbild einer Illustrierten, das festhält, wie eine
Filmdiva der Meute der Fotografen ihr Dekolleté entgegenreckt. Rakow
hat die Szene in freier Malerei festgehalten ("Glamour", 100 x 80,
2000) und dabei die Täter-/Opfer-Ambivalenz jener "Geschäfts"-Situation
kommentiert.

Die Ausstellung im Café 21 dauert vom 11.10.09 bis zum 10.01.2010 und
ist während der üblichen Geschäftszeiten sowie nach Absprache zu
besichtigen. Gegen Hälfte der Laufzeit werden einige Bilder gegen
andere aus dem "Foto! Foto!"-Zyklus ausgetauscht.

Bei der Eröffnung am 11.10. (14 bis 16 Uhr) wird Reinhard Rakow anwesend sein.

Infos: Rakow tel. 04406-920046
Café 21: tel. 04406-1346

 

Pass (Öl auf Leinwand - 2004, 100x80 cm)

Innen (2004, Öl auf Leinwand, 100 x 80 cm


Kleinbild, Öl auf Leinwand 2009, 50 x 50

 

 

 

 

 

veranstaltungsdatum: 

11. Oktober 2009

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